Rehabilitierter

Wie die AfD in Baden-Württemberg Wolfgang Gedeon eine Brücke zur Rückkehr baut

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Während noch darüber diskutiert wird, was von einem Miniatur-Holocaust-Mahnmal in Björn Höckes Nachbarschaft zu halten ist, zeigt die AfD mit einem anderen Fall, wie tief die Rechtsaußenpartei im Sumpf des Antisemitismus steckt und nicht Willens ist, klare Position zu beziehen. Wer erinnert sich an Wolfgang Gedeon? Vor über einem Jahr geriet der 70-jährige Landtagsabgeordnete aus Baden-Württemberg in die Schlagzeilen, weil er Bücher verfasst hatte, in denen Sätze stehen wie: »Der Amerikanismus«, sei ein »politischer Glaube, (...) nicht mehr der christliche Glaube vom jenseitigen Gottesreich, es ist der alte jüdische Glaube vom neuen irdischen Jerusalem«. Laut »Zeit« bezeichnet Gedeon Juden als »Gastvolk« in »Wirtsvölkern«.

Politologen wie Armin Pfahl-Traughber attestierten, Gedeon sei »Anhänger von antisemitischen Verschwörungsauffassungen«. Es sah kurz so aus, als würde die AfD noch die Kurve bekommen: Nach zähen Debatten, nebst einer zwischenzeitlichen Spaltung der Stuttgarter Fraktion, wurde Gedeon aus ihren Reihen ausgeschlossen und ein Parteiausschlussverfahren angestrengt. Inzwischen deutet sich jedoch immer stärker seine Rehabilitierung an: Diese Woche beschloss die AfD-Fraktion laut »Südwest Presse«, ihre Arbeitskreise auch für Nicht-Mitglieder der Fraktion zu öffnen. Sicher dürfte sein, dass dieses Angebot wohl kaum an Vertreter anderer Partei adressiert ist. Viel eher soll mit dem Beschluss Gedeon eine Brücke zurück in den Schoß der Rechtsaußenpartei gebaut werden. Abgeordnete, wie Stefan Räpple, sprechen offen den Wunsch aus, Gedeon soll doch bald zurückkehren.

Völlig isoliert war der studierte Arzt nie. Fleißig schreibt er Anträge für den Bundesparteitag nächste Woche in Hannover. Eine »Resolution« widmet sich der deutsch-israelischen Politik, eine zweite der »Antisemitismus-Diskussion in der AfD«. Gedeon kann darin etwa nicht verstehen, warum es antisemitisch ist, den jüdischen Glauben des Milliardärs George Soros in einem Atemzug mit dessen angeblichen »dubiosen Machenschaften« zu nennen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.