Alles neu! Aber wie?

Tobias Riegel über den Wunsch der Erneuerung der Berlinale

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 1 Min.

»Neuanfang« klingt immer gut. Insofern können sich die 79 prominenten Unterzeichner einer Erklärung zur geforderten »Neuausrichtung« und »Entschlackung« des Berliner Filmfestivals Berlinale spontaner Sympathiebekundungen sicher sein. Doch dann sollte das Grübeln einsetzen. Die aus fünf dürren Sätzen bestehende Erklärung möchte das Festival aus den Angeln heben, bleibt dabei aber merkwürdig unkonkret. Gar verdächtig klingt die Verbindung der Forderungen, die Berlinale »programmatisch zu entschlacken« und »das Festival auf Augenhöhe mit Cannes und Venedig in die Zukunft zu führen«. Denn wenn die Augenhöhe mit Cannes gesucht wird, dann soll ja wohl kaum der Berlinale-Wettbewerb mit Star-Fokus und Roter-Teppich-Zirkus »entschlackt« werden. Stattdessen würde es eher die (zugegeben) uferlosen Nebensektionen treffen. Aber sind diese Erkundungen des engagierten, grotesken und jungen Kinos denn nicht ein zentrales Merkmal der Berlinale?

Dieter Kosslicks Abgang steht fest, hier muss also - auch wenn die Erklärung so klingt - kein König vom Thron gestoßen werden. Eher liegt nahe, dass hinter den Kulissen bereits eine ungeliebte Person gehandelt wird, die nun verhindert werden soll. Aber auch das wäre legitim. Und wer wollte sich einem »transparenten Verfahren« zu dieser Personalie verschließen?

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.