- Politik
- nd-Soliaktion: Teilen macht satt
Bald werden die ersten Früchte geerntet
Ein Jahr nach der letzten Soliaktion kommt ein Projekt in El Salvador gut voran
Guillermo Rivera ist ein sehr ruhiger Mensch, der sich genau überlegt, was er erzählt. Wenn er aber auf die Soliaktion von »neues deutschland« angesprochen wird, kommt er so richtig ins Schwärmen: »Ich bin wirklich sehr beeindruckt, dass so viele Menschen in Deutschland unsere Arbeit unterstützt haben.« Rivera koordiniert ein vom Berliner INKOTA-Netzwerk unterstütztes Projekt, das Ende 2016 Teil der nd-Soliaktion war. Mit ihm sollen die Lebensbedingungen der Menschen in elf Gemeinden an den Ausläufern des Vulkans von San Miguel im Osten El Salvadors verbessert werden. Dass eine Zeitung über viele Wochen hinweg Artikel, Interviews und Reportagen veröffentlicht, um die eigenen Leser und Leserinnen dazu zu bewegen, für dieses Projekt und die Menschen in den Gemeinden Geld zu spenden, das ist für ihn ein sehr schönes Zeichen für gelebte Solidarität.
Rivera arbeitet bei einer Organisation, die diesen Anspruch sogar im Namen trägt: »Oikos Solidaridad«. Guillermo Rivera kann aber auch sonst einiges darüber erzählen, wie wichtig Solidarität ist. Bis zum Friedensabkommen 1992 kämpfte er in der Befreiungsbewegung FMLN gegen die herrschende Unterdrückung und für ein gerechteres El Salvador: »Solidarität war für uns überlebenswichtig. Die Menschen in den Konfliktgebieten teilten ihr weniges Essen mit uns, und wir versuchten, sie vor den Übergriffen des Militärs zu schützen.«
Seit 1992 regiert die FMLN, die sich mit dem Friedensabkommen in eine politische Partei verwandelt hat. Im Gegensatz zur ultrarechten Vorgängerregierung der ARENA-Partei unterstützt die heutige Regierung die Bemühungen von Organisationen wie »Oikos«, die mit der armen Bevölkerung in den ländlichen Gemeinden zusammenarbeitet. So kommt auch das vom »nd« und INKOTA geförderte Projekt besser voran. Zur offiziellen Projekteröffnung Anfang des Jahres kam sogar Landwirtschaftsminister Orestez Ortez und erklärte, wie wichtig er die Arbeit von »Oikos« findet. Auch das staatliche Agrarförderinstitut Centa arbeitet mit Oikos zusammen und stellt bei Weiterbildungen Fachlehrer zur Verfügung.
Mit dem Geld der nd-Spendenaktion finanziert Oikos unter anderem die Aufforstung an den Hängen des Vulkans und kauft Pflanzen, um Hecken zu errichten, oder Werkzeuge, um quer zum Hang laufende Antierosionsgräben auszuheben. Dies alles trägt dazu bei, dass bei Starkregen weniger Wasser abfließt und stattdessen in den Boden sickert. Es hilft, die bei starkem Regen entstehenden Sturzbäche zu verringern, die hangabwärts immer wieder große Schäden anrichten. Durch diese Maßnahmen steigt auch der Grundwasserspiegel an, und die Böden behalten bei den immer häufiger werdenden Dürren bis zu zwei Wochen länger ihre Feuchtigkeit. Weniger Pflanzen verdorren, die Ernteverluste werden geringer.
Auch dieses Jahr zeigten sich die Auswirkungen des Klimawandels wieder deutlich. Ende Oktober fegte Hurrikan Selma über die Region hinweg und sorgte für einige Zerstörungen. An einem einzigen Tag fiel so viel Regen wie sonst in einem ganzen Monat, der vor allem im Flachland zu Überschwemmungen führte. Zum Glück gab es weniger Sturzbäche als in den Vorjahren und weniger Zerstörungen durch das Wasser. Deutlich zeigte sich, dass die verschiedenen Katastrophenschutzmaßnahmen wirken. Auch die meisten der neu gepflanzten Kakaobäume haben den Hurrikan überlebt. Wenn alles gut geht, können die Menschen schon nächstes Jahr die ersten Kakaoschoten ernten und damit beginnen, die getrockneten Bohnen weiterzuverarbeiten oder zu verkaufen. Eine sehr wichtige Möglichkeit, ein zusätzliches kleines Einkommen zu erwirtschaften.
Aber auch anderswo macht das Projekt gute Fortschritte. In fünf Gemeinden wurden Gewächshäuser für den gemeinschaftlichen Anbau von Gemüse errichtet, und auch das Netzwerk zum Verkauf der landwirtschaftlichen Produkte funktioniert inzwischen.
»Diese Soliaktion ist eine wunderbare Sache«, findet Guillermo Rivera: »Nicht nur, weil wir mit dem Geld unsere Arbeit finanzieren. Es ist für die Menschen in den Gemeinden auch höchst motivierend zu wissen, dass viele Menschen in Deutschland an sie denken.«
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