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Sanitär ist prekär

Kamera statt Steine: Mit Dokumentarfilmen Verantwortung übernehmen

  • Katrin Steinitz und Marsha Linnartz, Weltfriedensdienst
  • Lesedauer: 3 Min.
Die sanitäre Situation stinkt zum Himmel: Toiletten in der Township Khayelitsha, Kapstadt
Die sanitäre Situation stinkt zum Himmel: Toiletten in der Township Khayelitsha, Kapstadt

Die sanitäre Situation stinkt zum Himmel. Der Junge Banele Poni kommt aus dem Township Khayelitsha in Kapstadt. Die Wohn-, Gesundheits- und Bildungsverhältnisse für die meisten Menschen dort sind prekär. Die wenigen Toiletten, die es gibt, haben kein Wasser und sind fast unbenutzbar. Kinder und Jugendliche trifft es doppelt, denn in der Schule finden sie die gleiche Situation vor.

»Für Mädchen ist es während ihrer Periode ein großes Problem, wenn es kein Wasser gibt. Ohne Wasser und eine funktionierende Toilette müssen sie zu Hause bleiben, sie verpassen oft mehr als vierzig Unterrichtstage im Jahr. Deshalb beschloss ich, etwas in meiner Schule zu tun«, berichtet Banele Poni. Die Toilettensituation, die Würde und Selbstachtung der Township-BewohnerInnen verletzt, trägt zu einem Gefühl allgemeiner Frustration und Perspektivlosigkeit bei. Dieses Gefühl schlägt immer wieder in offene Gewalt um. Brennende Barrikaden und fliegende Steine sind Reaktionen auf die politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Diskriminierung junger Menschen.

Banele Poni hat nicht zu Steinen gegriffen, sondern zur Kamera. Mit dem Film »Siwes Journey« (dt. »Siwes Reise «) dokumentiert er die sanitären Bedingungen im Township und an seiner Schule und wie schließlich SchülerInnen seiner Schule, mit Schutzmänteln, Handschuhen und Putzzeug bewehrt, ihre Toiletten reinigen. Die SchülerInnen berichten anschließend, wie diese Aktion sie zusammengeschweißt hat.

Nachdem der Film über die sanitäre Situation im Kasten war, tauchten Fragen auf. Was ist der nächste Schritt? Wie kommt der Film zu den Leuten? Wie können wir ihn einsetzen, damit sich noch mehr SchülerInnen an der Kampagne beteiligen? Wie kommt der Film zu den PolitikerInnen?

Hier kam die Organisation STEPS ins Spiel. Banele Poni ergriff die Chance, sich dort als Multiplikator ausbilden zu lassen, um zu lernen, wie man vor großem Publikum eine offene Diskussion über sensible Themen führt und die Leute zum Reden bringt. Außerdem vermittelt STEPS, wie man auch Schlüsselpersonen – Politiker, traditionelle Autoritäten und Meinungsführer – einbinden und von ihrer Verantwortung überzeugen kann.

Banele erinnert sich: »Wir führten den Film in Kinos und Schulen auf. Wir konnten bei den ZuschauerInnen den Wunsch wecken, etwas zu ändern, selbst aktiv zu werden. Das hat uns glücklich gemacht. Wir luden natürlich auch VertreterInnen der Bildungsbehörde ein. Seitdem hat sich wirklich etwas an den Schulen geändert. Ich war nach den Diskussionen richtig stolz auf mich, weil ich erlebt habe: Ich kann mit Hilfe von Filmen andere Menschen, mein Umfeld, ich würde sogar sagen, die Welt, ändern.« Inzwischen ist Banele ein junger Aktivist und Filmemacher.

Unsere Partnerorganisation STEPS unterstützt Selbsthilfeinitiativen in Südafrika und benachbarten Ländern. STEPS und der Weltfriedensdienst e.V. stärken junge Menschen dabei, sich und ihren Anliegen mithilfe von Dokumentarfilmen Gehör zu verschaffen und ihre eigene Zukunft mitzugestalten. Wir alle können die Lebens- und Lernsituation und vor allem die Zukunftsperspektiven tausender Jugendlicher verbessern. Kann es eine schönere Aufgabe geben?

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