• Politik
  • nd-Soliaktion: Teilen macht satt

Mit STEPS Schweigen brechen

Filme retten Leben

  • Marsha Linnartz und Katrin Steinitz, Weltfriedensdienst
  • Lesedauer: 3 Min.
Aufklärung über das strukturelle Problem von HIV/AIDS: STEPS-Filmvorführung in einem Krankenhaus
Aufklärung über das strukturelle Problem von HIV/AIDS: STEPS-Filmvorführung in einem Krankenhaus

Im Warteraum der Klinik steht die Luft vor Hitze, überall drängen sich schwangere Frauen und Kleinkinder, aber etwas ist anders als sonst: Alle schauen gebannt auf einen großen Bildschirm. Gezeigt wird der Dokumentarfilm »Mother to Child« über zwei schwangere Frauen. Beide sind HIVpositiv und haben entsetzliche Angst, das Virus an ihre Babys weiterzugeben. Lange konnten sie mit niemandem darüber reden. Das gesellschaftliche Tabu, die Angst vor Schande und vor familiärer und gesellschaftlicher Ausgrenzung wiegen immer noch schwer im südlichen Afrika. Aus Furcht vor dem Ergebnis lassen sich viele Frauen gar nicht erst testen.

Elaine Maane ist Koordinatorin und Trainerin von STEPS, der Partnerorganisation des Weltfriedensdiensts im südlichen Afrika, die diesen Film produziert hat und in der Klinik vorführt. Im Anschluss ermutigen sie und ihr Team das Publikum: »Nur wenn die Gesellschaft, wenn wir alle unsere Einstellung ändern, können wir HIV/AIDS besiegen.« Niemand weiß so gut wie Elaine, was die Frauen durchgemacht haben und welcher Weg noch vor ihnen liegt. Kurz nachdem ihr Mann plötzlich starb, hat sie als junge Mutter erfahren, dass sie mit HIV lebt. Ihre persönliche Erfahrung und Mitgefühl teilte sie in einer eigenen Initiative für junge HIV-positive Frauen und mittlerweile im Programm von STEPS. Mithilfe von Dokumentarfilmen, die gesellschaftliche Tabuthemen in persönlichen Geschichten aufgreifen und sie neu erzählen, ermöglicht Elaine das Gespräch über sensible Themen und fördert so einen offeneren Umgang damit.

Die letzte Szene aus »Mother to Child«: Eine junge Mutter sitzt angespannt mit ihrem Neugeborenen im Arm vor einem Arzt und einer Psychologin. Sie schaut beide an, als erwarte sie ihr Todesurteil. Seit Wochen fürchtet sie diesen Augenblick. Ihr Baby schläft zufrieden. Es sieht gesund aus. Aber ist es gesund? Das Ergebnis: »Deine Tochter hat kein HIV!«. Die junge Mutter bricht in Tränen aus und drückt ihr Kind fest an sich. Die Kleine streckt sich, seufzt und gähnt. Sie wird leben. Die Geschichte aus dem Film macht Mut. Viele Frauen im Publikum erfahren zum ersten Mal davon, dass HIV kein Todesurteil ist und auch die HIV-Übertragung auf das Kind verhindert werden kann. Elaine sorgt dafür, dass die Frauen mit dem Wissen nach Hause gehen: Ich muss mich testen lassen. Wenn sich herausstellt, dass ich HIV-positiv bin, kann ich behandelt werden. Und auch mein Kind kann gesund auf die Welt kommen.

Den Film, der auf das strukturelle Problem von HIV/AIDS aufmerksam macht, zeigt STEPS in vielen Kliniken, Kirchen, Schulen und auf Dorfplätzen in Südafrika und zahlreichen Nachbarländern. Die Frauen im Publikum teilen das Schicksal der Frauen im Film. Sie identifizieren sich mit ihnen. Diese Verbindung ermöglicht, sich anschließend offen über HIV auszutauschen, Ängste auszusprechen und somit das Schweigen zu brechen. Der Erfolg versprechende Ansatz aus Filmen und moderierten Gesprächen hilft nicht nur Informationen zu verbreiten, Vorurteile zu überwinden und Einstellungen zu ändern, er schenkt auch Hoffnung – und hilft, Leben zu retten.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.