- Politik
- Daphne Caruana Galizia
Zehn Festnahmen nach Mord an Journalistin auf Malta
FBI, Europol und finnische Sicherheitsbehörden an Ermittlungen beteiligt
Valletta. Sieben Wochen nach dem Mord an der regierungskritischen Journalistin Daphne Caruana Galizia auf Malta sind zehn Verdächtige festgenommen worden. Acht Malteser seien am Montagmorgen in einem gemeinsamen Einsatz an verschiedenen Orten gefasst worden, sagte Maltas Premierminister Joseph Muscat. Sie würden verdächtigt, den Anschlag mit einer Autobombe durchgeführt zu haben. Ob sie auch die Auftraggeber waren, ist unklar. »Ich habe eine klare Vorstellung, was sie getan haben und wer sie sind, aber ich kann zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Informationen bekannt geben«, so Muscat. Später twitterte er, dass zwei weitere Verdächtige festgenommen worden seien.
Die Bloggerin Galizia war am 16. Oktober in der Nähe ihres Hauses auf der Mittelmeerinsel mit ihrem Auto in die Luft gesprengt worden. Der Anschlag hatte das kleine EU-Land geschockt und auch international Wellen geschlagen. Auf Malta kam es zu Protesten gegen Korruption und gegen eine Unterwanderung des politischen Systems durch Kriminelle. Es war von einem »Mord im Stile der Mafia« die Rede. Zuletzt meldeten EU-Parlamentarier Zweifel an der Einhaltung europäischer Grundwerte in Malta an. Die Rechtsstaatlichkeit sei in dem kleinsten EU-Land in Gefahr.
Die Verdächtigen müssen nun innerhalb von 48 Stunden befragt werden. Dann muss entschieden werden, ob Anklage gegen sie erhoben wird oder ob sie wieder auf freien Fuß kommen.
Sie seien bereits eine Zeit lang beobachtet worden, fügte Muscat hinzu. An den Ermittlungen seien das FBI, Europol und finnische Sicherheitsbehörden beteiligt gewesen. Warum die Finnen involviert waren, war zunächst unklar. Einige der Verdächtigen sollen polizeibekannt gewesen sein. Die Regierung hatte eine Million Euro Belohnung für Hinweise auf die Täter ausgesetzt.
Augenzeugen in dem Ort Marsa berichteten der Zeitung »Times of Malta«, die Festgenommenen seien auf den Boden geworfen worden. Militär und Polizei hätten die Gegend morgens abgeriegelt.
Die getötete 53 Jahre alte Bloggerin hatte auch Enthüllungen über die Regierung Muscats veröffentlicht. Darin hieß es, dass einige Regierungsmitarbeiter Offshore-Konten hatten.
Erst bei einem Besuch vergangener Woche in Malta sagte der Grünen-Europaparlamentarier Sven Giegold, die Rechtsstaatlichkeit und demokratische Strukturen befänden sich in einem »bedauernswerten Zustand«. Er und andere Abgeordnete hätten im Gespräch mit Polizeibeamten einen »hohen Grad an Unwillen zu ermitteln und Inkompetenz« festgestellt. »Intern gibt es einfach ein jahrelanges Versagen, hochrangige Fälle von Korruption und Wirtschaftskriminalität aufzuklären oder zu bestrafen.« dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.