Petra Kießling: Gegen den Kahlschlag

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»Mein Leipzig lob’ ich mir / Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute …«, heißt es in Goethes »Faust«. Ganz im faustischen Sinne - Wissen mehren und vermitteln, nie befriedigt und zufrieden - ist Petra Kießling, Jahrgang 1962, seit Jahren ehrenamtlich in ihrer Geburts- und Heimatstadt tätig. Nach Wende und Vereinigung, als staatliche Kunstgalerien schlossen und Verlage wegzogen, hat die studierte Grafikerin eine der ersten neuen Galerien in Leipzig eröffnet, die »Galerie GangArt«.

Nein, wehrt sie lachend ab, der Name habe sich nicht explizit auf den aufrechten Gang bezogen, den die Leipziger im Oktober 1989 demonstrierten, »vielmehr auf die stressigen Behördengänge, die nunmehr notwendig waren«. Ihre Galerie gibt es nicht mehr. Petra Kießling hat erfahren müssen, dass in der Marktwirtschaft auch Kunst und Kultur »sich finanzieren müssen«. Die ehemalige Geschäftsführerin des Bundes Bildender Künstler Leipzig ließ sich nicht unterkriegen, wollte den kulturellen Kahlschlag in der Kunst- und Kulturmetropole, Hauptstadt des Buches, nicht hinnehmen. Sie ist stolz, dass es ihr und ihren Mitstreitern in harten Auseinandersetzungen gelungen ist, der Freien Szene fünf Prozent vom städtischen Haushalt zu erkämpfen. Sie engagiert sich in der »Kulturfabrik«, einem der größten soziokulturellen Zentren Sachsens, exakter: im »WERK 2«, dem ehemaligen VEB Werkstoffprüfmaschinen. Hier, unweit der »Karli«, wie die Leipziger liebevoll die Karl-Liebknecht-Straße nennen, einen Boulevard mit Kultstatus, gastierte jüngst die Band »Russkaja« aus Wien mit Balkanbeat. Im »WERK 2« fand auch die Flüchtlingshilfe für Syrer Unterschlupf, für die Petra Kießling ebenfalls tätig ist.

Die Mutter zweier Söhne ist zudem Vorsitzende des Vereins »Art Kapella«. In der zur Galerie umgebauten Kapelle auf dem ehemaligen Alten Friedhof Schkeuditz können sich Bildende Künstler, junge Musiker, Poeten und Schauspieler vor Publikum ausprobieren. Über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist der Chor Art Kapella, berichtet Kießling. Er lädt derzeit zu Adventskonzerten ein. Jährlich werden sieben Ausstellungen gestaltet, von Fotografie und Malerei über Bildhauerei bis zu surrealen Installationen. »Und zwei Mal wöchentlich gibt es Malkurse«, sagt Kießling, blickt auf die Uhr und entschuldigt sich. Der nächste Termin steht an. Ehrenamtliche haben niemals Zeit. ves Foto: Art Kapella/Tina Barheine

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