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Weltweite Waffenverkäufe steigen wieder
Stockholmer Friedensforschungsinstitut: 2016 wurden weltweit Rüstungsgüter für 374,8 Milliarden Dollar verkauft
Weltweite Krisen und eine verbesserte Haushaltslage in Europa feuern das Geschäft mit dem Tod wieder an. Nach jahrelangem Rückgang sind die Verkaufszahlen für Waffen erstmals seit 2010 wieder angestiegen. Von 2015 auf 2016 um 1,9 Prozent. Dies geht aus dem am Montag veröffentlichen Jahresbericht des renommierten Stockholmer Friedensforschungsinstitutes (SIPRI) zu den Waffenverkäufen der 100 größten Rüstungskonzerne weltweit hervor.
Seit 2002 ist der Umsatz für Waffen demnach sogar um 38 Prozent angestiegen. Insgesamt wurde 2016 weltweit Tötungsausrüstung im Wert von 374,8 Milliarden Dollar (321,9 Milliarden Euro) verkauft. Das ist mehr als das Zehnfache der gesamten Staatsausgaben des 163 Millionen Einwohner zählenden Entwicklungslandes Bangladesch im gleichen Jahr.
Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI ist ein unabhängiges Forschungsinstitut. Jährlich werden mehrere Berichte für den weltweiten Bestand und Handel mit konventionellen und atomaren Waffen veröffentlicht. Zusätzlich veröffentlicht es Analysen zu spezifischen militärischen Konflikten. SIPRI ist das einzige Institut seiner Art weltweit.
Es besteht seit 1966 und wurde damals auf Initiative des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Tage Erlander zum 150. Jahrestag von ununterbrochenem Frieden auf schwedischem Boden gegründet. Seitdem wird es hauptsächlich über die schwedische Regierung mit Steuergeldern finanziert. Zusätzlich erhält es Geld von anderen Organisationen und Stiftungen. SIPRI ist aus einer internationalen Gruppe von Forschern zusammengesetzt. Insgesamt hat es rund 50 Mitarbeiter.
Dabei versorgen vor allem die USA die Welt mit Waffen. Vom Gesamtumsatz für Rüstungsgüter fallen 217,2 Milliarden Dollar auf US-Unternehmen. Das sind 57,9 Prozent aller weltweiten Waffenverkäufe. US-Unternehmen verzeichneten eine vierprozentige Verkaufssteigerung von 2015 zu 2016.
US-Auslandseinsätze, inländische Modernisierungsprojekte, aber auch der gesteigerte Export in andere Länder sind dafür verantwortlich. Der weltgrößte Rüstungskonzern aus den USA, Lockheed Martin, steigerte seine Verkäufe 2016 gar um 10,7 Prozent.
»Die USA modernisieren derzeit ihre Waffensysteme. Das wurde aber schon vor Trump entschieden. Ob er, wie angekündigt, wirklich darüber hinaus aufrüsten wird, ist noch offen«, sagt Aude Fleurnat, Forschungsdirektorin bei SIPRI dieser Zeitung. Die weiterhin schwierige wirtschaftliche Situation in den USA könnte ihn daran hindern, so Fleurnat. »Zudem will Trump Steuersenkungen, was den Ausgabenspielraum weiter einschränkt. Wir werden erst in einem Jahr wissen, wohin die USA unter Trump wirklich mit ihrer Rüstungspolitik gehen werden. Es ist noch zu früh um eine klare Aussage zu machen.«
Die Verkäufe westeuropäischer Rüstungskonzerne lagen 2016 fast unverändert zum Vorjahr (plus 0,2 Prozent) bei 91,6 Milliarden Dollar. Während französische und italienische Firmen einen Umsatzrückgang erlitten, steigerten britische (plus 2 Prozent) und vor allem deutsche Rüstungsfirmen (plus 6,6 Prozent) ihre Verkäufe. Der deutsche Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann steigerte seine Umsätze um 12,8 Prozent. Die unter anderem Waffen und Munition herstellende Rheinmetall erhöhte ihre Verkäufe um 13,3 Prozent.
»Beide Firmen haben vor allem von der Nachfrage in Europa, dem Mittleren Osten und Südostasien profitiert«, kommentiert SIPRI-Forschungschef Pieter Wezeman. Dennoch standen deutsche Firmen weltweit nur für 1,6 Prozent der Waffenverkäufe. Britische Firmen halten 9,6 Prozent des Weltumsatzes, französische fünf Prozent. »Insgesamt geht es den europäischen Nationen wirtschaftlich wieder besser. Deshalb wird nach den Kostensenkungen für Rüstungsgüter nach der Finanzkrise nun wieder mehr Geld für Waffen ausgegeben, wovon auch US-Firmen profitieren«, erklärt Fleurant.
Russische Rüstungsunternehmen verzeichneten 2016 eine Umsatzsteigerung um 3,8 Prozent im Vergleich zu 2015. Das wiederum ist eine Drosselung gegenüber den Vorjahren. »Die großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Russland haben dazu beigetragen«, sagt Wezeman. 2016 verkauften russische Konzerne Waffen für 26,6 Milliarden Dollar. Damit stehen sie für 7,1 Prozent der weltweit verkauften Waffen.
Außerhalb der klassischen Waffenhersteller mausert sich vor allem Südkorea zu einem immer wichtigeren Akteur. Südkoreanische Rüstungskonzerne konnten ihren Umsatz 2016 um 29,6 Prozent auf 8,4 Milliarden Dollar steigern. In Indien, Brasilien und der Türkei gab es laut SIPRI im Jahr 2016 kaum Veränderungen.
Im Block der »etablierten weiteren Waffenhersteller« - Australien, Israel, Japan, Polen, Singapur und die Ukraine - fielen die Umsätze insgesamt um 1,2 Prozent. Vor allem der starke Umsatzrückgang japanischer Waffenkonzerne mit minus 6,4 Prozent ist dafür ausschlaggebend.
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