Dopinghammer trifft wieder den Radsport

Vierfacher Toursieger Froome positiv getestet

  • Jürgen Magh und Ruben Stark, Köln
  • Lesedauer: 3 Min.

Dem Radsport droht der größte Skandal seit dem tiefen Fall von Lance Armstrong: Der viermalige Tour-de-France-Gewinner Christopher Froome ist bei seinem Vuelta-Triumph im September bei einer Dopingprobe positiv getestet worden. Dies teilte der Radsportweltverband UCI am Mittwoch mit. Damit steht auch Froomes Karriere auf dem Spiel.

In der Urinprobe des 32-jährigen Briten vom Team Sky wurde während der Spanien-Rundfahrt eine unzulässig hohe Konzentration des Asthmamittels Salbutamol festgestellt. Die B-Probe bestätigte das Ergebnis der A-Probe. »Es ist wieder ein Totalschaden«, sagte der Antidoping-Experte Fritz Sörgel. Der Radsport, ergänzte er, habe »gerade den Kopf wieder aus dem Loch gesteckt, sich gerade langsam erholt, da kriegt er sofort eine mit dem Hammer drauf. Es trifft die gesamte Branche.«

Christopher Froome teilte mit: »Es ist weithin bekannt, dass ich Asthma habe, und ich kenne die Regeln genau. Ich weiß auch, dass ich jeden Tag getestet werde, wenn ich Spitzenreiter bin. Mein Asthma wurde während der Vuelta schlimmer, und so habe ich die Anweisungen der Teamärzte befolgt, meine Salbutamoldosierung zu erhöhen. Aber wie immer habe ich mit größter Sorgfalt darauf geachtet, dass die erlaubte Dosierung nicht überschritten wird.« Er nehme seine Führungsposition im Radsport sehr ernst, fuhr Froome fort. Die UCI habe absolut das Recht, die Testergebnisse zu prüfen, »und zusammen mit dem Team werde ich alle Informationen, die sie benötigt, zur Verfügung stellen.« Sky-Teamchef Dave Brailsford stellte sich hinter seinen Star: »Ich habe die volle Überzeugung, dass Chris den medizinischen Anweisungen gefolgt ist, innerhalb der erlaubten Dosierung von Salbutamol zu bleiben.«

Bei Salbutamol handelt es sich um ein Mittel, das bei einem entsprechenden Nachweis einer Asthma- oder Bronchialerkrankung mit einer UCI-Genehmigung verwendet werden darf, allerdings nur mit einer maximalen Konzentration von 1000 Nanogramm pro Milliliter. Bei Froome wurden in der Probe vom 7. September 2000 Nanogramm festgestellt. Einen gesicherten wissenschaftlichen Nachweis für eine leistungssteigernde Wirkung gibt es aber nicht.

Der in Nairobi geborene Froome hatte am 10. September in Madrid als erst dritter Fahrer nach den Franzosen Jacques Anquetil (1963) und Bernard Hinault (1978) das Siegdouble aus Tour und Vuelta geschafft. Die Urinprobe mit dem positiven Testergebnis wurde einen Tag nach seinem Rückschlag bei der Bergankunft Alto de Las Machucos genommen. Mit der erhöhten Konzentration im Körper gelang es ihm tags darauf, den Vorsprung auf seinen ärgsten Rivalen Vincenzo Nibali um 21 Sekunden auszubauen.

Die UCI sah gemäß ihrer Regeln noch von einer Suspendierung ab und will zunächst weitere Informationen einholen. Im Fall einer Sperre wäre Froomes Karriere ernsthaft in Gefahr, eine Entlassung bei Sky eine konsequente Folge. Dies ist in Verträgen im Radsport nach den vielen Skandalen der Vergangenheit üblicherweise so vorgesehen. SID/nd

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