Erst Ehrenbürger in den USA, nun Klimabotschafter in Mexiko

Heute verlässt Robby die gastfreundlichen Mexikaner in Richtung Guatemala

  • Heidi Diehl
  • Lesedauer: 5 Min.
So große Kakteen wie in Mexiko hat er noch nie gesehen.
So große Kakteen wie in Mexiko hat er noch nie gesehen.

Wieder liegt eine Etappe auf dem Weg vom Nordpol zum Südpol zu Fuß hinter Robby – heute verlässt er Mexiko. Ungern, wie er mir an seinem letzten Tag in dem Land, «wo ich mich wie zu Hause gefühlt habe», verriet. «Nirgendwo, wo ich in den vergangenen Monaten unterwegs war, habe ich gastfreundlichere und herzlichere Menschen kennengelernt, als in Mexiko», erzählt er. «Und ehrlich, ein bisschen war ich auch beschämt, weil ich alles für wahr genommen hatte, was ich vorher über Mexiko gehört und gelesen hatte: von bewaffneten Überfällen, von Terrormilizen, von Angst und Schrecken. Nichts davon habe ich erlebt. Im Gegenteil.» Robbys Stimme überschlägt sich fast, wenn er von den Begegnungen erzählt: «Egal, wo ich hinkam, die Leute versuchten, sich mit Liebenswüdigkeiten und übergroßen Gastfreundschaft regelrecht zu übertreffen. Viele luden uns nach Hause ein, einige spendierten spontan Hotelzimmer für ein paar Nächte, andere nahmen uns mit auf Ausflüge in die Region, sie »schleppten« uns in Restaurants und bewirteten uns ganz selbstverständlich aufs Köstlichste. Monica Pina, die Trainerin der mexikanischen Frauen-Handball-Nationalmannschaft nahm sich extra einen Tag frei, um uns die Pyramiden in Mexiko-City zu zeigen und lud uns hinterher sogar noch zum Essen ein.»

Viele Begegnungen mit jungen und alten Menschen hatte Robby auch bei seinen zahlreichen Vorträgen entlang der Strecke. «Dabei war nicht ein einziger vorher geplant», erzählt er. Doch der «Verrückte aus Deutschland» hat sich inzwischen bis nach Mexiko herumgesprochen, und so kam eine Anfrage nach der anderen. Ein gutes Dutzend Mal erzählte er in Mexiko von seinem Leben, seinen Plänen und natürlich von seiner gegenwärtigen Tour. Ganz im Süden des Landes, im Bundesstaat Oaxaca, traf Robby den dortigen deutschen Honorarkonsul, Oliver Joachim Hunkler. «Ein toller Mann, wir haben lange miteinander gesprochen. Am Ende eines Vortrags im Honorarkonsulat machte er mich bekannt mit einem jungen Mann, der ähnlich ‚verrückt‘ wie ich bin, als Motivationstrainer arbeitet und Seminare gibt. Niels stammt aus Deutschland, lebt seit acht Jahren in Mexiko. Er war so angetan von meiner Tour, dass er sich anbot, mich ein Stück des Weges als Fahrer zu begleiten.» Was für ein Glück für Robby, kann man da nur sagen, denn gerade war «Dodge Franky», sein Auto, mal wieder führerlos geworden. Für Max, der ihn die letzten Wochen begleitet hat, ging die gemeinsame Zeit mit Robby zuende. «Ich freue mich unglaublich über Niels Begleitung. Erstens bin ich dann Weihnachten und über den Jahreswechsel nicht allein unterwegs, und außerdem spricht er perfekt Spanisch, was uns sicher in Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua helfen wird.»

Heute am späten Nachmittag (mitteleuropäischer Zeit) werden beide die Grenze zu Guatemala überschreiten. Wieder hat Robby ein mulmiges Gefühl, weil er – wie schon bei Mexiko – alles andere als gute Nachrichten aus dem Land gehört hat. Doch er hofft, dass sich auch dort all die Hiobsbotschaften als «Medienenten» herausstellen werden.

Nur noch drei Tage sind es bis Weihnachten. Wo Robby und Niels den Heiligen Abend verbringen werden, möchte ich wissen. Für einen Moment ist die Leitung tot – denke ich. «Robby, hörst du mich noch?», rufe ich ins Telefon. «Ja, ja», kommt es zurück. Doch seine Stimme hat sich verändert – ist etwas kratzig, so als musste er erst mal einen Kloß runterschlucken. Und so war es dann auch. Wenn Robby an Weihnachten denkt, überkommt ihn Wehmut. Und er gibt zu, dass ihm seine seine Frau, die Kinder und die Enkel sehr fehlen werden, dass er sich nach Kälte und Schnee sehnt und natürlich auch nach Gänsebraten und Klößen. «Immer wenn ich im Internet oder im Radio Weihnachtslieder höre, möchte ich mich am liebsten nach Hause beamen», gesteht er. Doch ganz schnell ist seine Stimme wieder fest: «Aber ich habe es ja so gewollt, und ich freu mich natürlich auch auf viele Begegnungen in Guatemala, wo ich Weihnachten sein werde.» Wenn alles gut geht, werden wir die Feiertage auf Einladung bei einer deutschen Familie verbringen. Außerdem haben wir eine Einladung von der Deutschen Botschaft in Guatemala.«

Die Länder, die nun auf dem weiteren Reiseweg liegen, sind klein, und so kommt es, dass Robby und Niels das neue Jahr bereits in El Salvador begrüßen werden.

Bevor Robby Mexiko verlassen hat, wurde ihm noch eine ganz besondere Ehre zuteil: Der deutsche Botschafter in Mexiko ernannte ihn zum Klimabotschafter für Mexiko. »Ich war total überrascht und auch überwältigt«, gesteht er. Inzwischen hat er sich schon an die Arbeit gemacht, diese Ehrenfunktion mit Inhalt zu füllen. »Wir haben uns einige Projekte im Land angesehen, wo man ganz deutlich die Folgen des Klimawandels erkennen kann. Ich dreh darüber einen Film, habe bereits einige Interviews mit Fachleuten und Betroffenen geführt. Alles wird zu einer Dokumentation zusammengeführt, die ich der Botschaft übergeben werde. Es ist geplant, künfig einmal jährlich in Mexiko einen Vortrag zum Klimathemen zu halten.«

Tja Robby, in den USA bist Du nun Ehrenbürger von Houston, in Mexiko Klimabotschafter! Wir dürfen gespannt sein, was noch kommt. Denn Deine Reise vom Nordpol zum Südpol zu Fuß hat noch lange nicht Halbzeit. Lassen wir uns also überraschen!

Lieber Robby, lieber Niels: Ich wünsche euch ein schönes Weihnachtsfest auch ohne Schnee und ein gesundes neues Jahr!

Robby mit Niels, seinem neuen Begleiter
Robby mit Niels, seinem neuen Begleiter
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