- Berlin
- Christen in Berlin
Gleiche Rechte für alle
Nicolas Šustr wundert sich über kirchliche Sonderrechte
»Ich mag Katholiken, aber ich kann unter ihnen nicht leben«, sagt ein Freund von mir. Insofern hat er sich mit Berlin die richtige Stadt ausgesucht. Für Katholiken arbeiten könnte er auch hier in der Diaspora nicht, zumindest wenn er für deren Verhältnisse allzu offen mit seiner Homosexualität umginge. Was er tut. Denn die Kirchen als Arbeitgeber können einen unliebsamen Lebenswandel, auch wenn er sich voll und ganz auf dem Boden des Grundgesetzes bewegt, mit Kündigung sanktionieren. Das Allgemeine Gleichstellungsgesetz gilt nur bedingt im kirchlichen Arbeitsrecht. Ob Beschäftigte der Kirchen streiken dürfen, ist bisher auch nicht eindeutig geregelt. Das eine Gericht sagt Ja, das andere Nein.
Kurzum: Die Kirchen haben selbst in weltlichen Bereichen wie der Kinderbetreuung und dem Krankenhausbetrieb eine Menge Sonderrechte, nach denen so mancher Arbeitgeber sich alle zehn Finger lecken würde. Bei unbotmäßigem Verhalten ist es schnell vorbei mit der christlichen Barmherzigkeit. Natürlich ist es schwer vorstellbar, dass die Kirche einen Pfarrer weiterbeschäftigt, der aus ihrer Organisation ausgetreten ist. Aber welche Rolle spielt das bei einer Reinigungskraft oder einem Kindergärtner? Es ist höchste Zeit für die Abschaffung der Sonderrechte.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.