• Kommentare
  • Tarifauseinandersetzung der IG Metall

Vergiftete Sorge

Ines Wallrodt über die Metallarbeitgeber als Antidiskriminierungswächter

Bislang hatte die Arbeitgeberseite wenig im Angebot, um die Forderung der Metaller nach zeitweiliger Verkürzung der Arbeitszeit auf 28 Stunden zu kontern: Ihr Jammern über den Fachkräftemangel, der dadurch verschärft werde, fiel auf sie selbst zurück. Seit Jahren kümmern sie sich zu wenig um Aus- und Weiterbildung. Zudem macht die Wahloption für eine »verkürzte Vollzeit« mit Rückkehrrecht und teilweisem Lohnausgleich einen Job in der Metall- und Elektroindustrie sogar attraktiver.

Mit den nun begonnenen Warnstreiks kartet die Arbeitgeberseite jedoch nach: Der neue Anspruch auf Teilzeit soll nämlich rechtswidrig sein. Denn er diskriminiere all jene Beschäftigte, die bereits kürzer arbeiten und dafür nichts bekommen und das seien vor allem Frauen. Das ist natürlich großes Theater. Die Sorge vor Diskriminierung ist vorgeschoben, machen sich die Arbeitgeber doch zugleich über Werkverträge oder Leiharbeit jede Möglichkeit für Ungleichheit im Betrieb zunutze. Zudem stand das Ziel Geschlechtergerechtigkeit wohl kaum Pate bei ihrer eigenen Tarifforderung nach Ausweitung der Arbeitszeit. Dennoch ist damit ein kleiner Stich gelungen. Ganz unabhängig von der rechtlichen Frage hat das Argument Potenzial, im Verborgenen zu nagen, indem es die einen gegen die anderen ausspielt. Die Gewerkschaft muss verhindern, dass die giftige Saat aufgeht.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.