Weihnachten in Familie und Reisesegen zum Jahreswechsel vom Erzbischof
Tausende Kilometer entfernt von der Heimat erlebte Robby in Guatemala und El Salvador ganz besondere Festtage und einen göttlichen Start ins Jahr 2018
20 Tage ist es nun her, als sich Robby voller Dankbarkeit von vielen neuen Freunden in Mexiko verabschiedete, die mich »auf Händen durch ihr Land getragen haben«. Wieder einmal lag ein Schritt in ein unbekanntes Land vor ihm - nach Guatemala. Wie immer war da vorab die Frage im Hinterkopf: Was wird uns erwarten? Was stimmt von den vielen Katastrophenmeldungen, die stets in den Medien zu lesen und zu hören sind? Wie werden wir aufgenommen? »Doch alle Befürchtungen waren auch diesmal wieder völlig umsonst, vom ersten Moment schlug uns eine Welle der Sympathie entgegen, die uns manchmal schon fast peinlich ist«, erzählt Robby. Es war drei Tage vor Weihnachten, als wir nach Guatemala kamen. Ein neuer Bekannter, Gerson, fragte uns, ob wir schon wüssten, wo wir den Heiligen Abend verbringen werden. Exakte Pläne hatten wir nicht, und so versprach er uns, sich bei seinen Freunden und Bekannten mal umzuhören, ob nicht einer von ihnen uns zeigen könne, wie man in Guatemala Weihnachten feiert.» Und dann passierte das Unglaubliche: Rund 40 Familien fanden die Idee großartig und luden Robby und Nils spontan ein. «Wir waren total überwältigt. Gerson wählte drei Familien aus, bei denen wir dann Weihnachten verbrachten. Es war absolut großartig, uns schlug eine Herzlichkeit entgegen, die wir uns im Traum nicht hätten ausmalen können. Denn schließlich ist Weihnachten das Fest der Familie, in die wir uns gewissermaßen »hinein drängelten«, doch alle nahmen uns auf, als seien wir ein Teil davon. Das half mir auch ein bisschen über das Heimweh hinweg, das noch verstärkt wurde, als ich per Skype an der Bescherung zuhause in Hohenmölsen teilnahm. Ich hätte so gern meine Frau, meine Kinder und Enkel in den Arm genommen. Das war leider in diesem Jahr nicht möglich. Um so mehr war es gut zu wissen, dass man an so einem Tag bei Menschen sein darf, die das nachvollziehen können und die mir mit ihrer Freundschaft und Liebe das Heimweh leichter ertragen ließen.» Natürlich wird auch in Guatemala zu einem Fest wie Weihnachten besonders gut gegessen, auch ein Weihnachtsbaum und Geschenke gehören dazu. «Diese aber», so Robby, «fallen dort bedeutend bescheidener aus. Dafür besinnt man sich bedeutend stärker auf die eigentliche religiöse Bedeutung des Festes. Das hat mich schon sehr beeindruckt angesichts des Konsumdenkens, das sich alljährlich bei uns in Deutschland zu Weihnachten besonders zeigt. Beeindruckend waren auch die gigantischen Feuerwerke, die in jeder Familie zum Weihnachtsfest dazugehören wie bei uns der Stollen oder die Gans. An diesem Abend fühlten wir uns mal wieder besonders reich beschenkt.»
Eine Bescherung ganz anderer Art erlebten Robby und Nils schon am Vormittag des Heiligen Abends. Am Morgen des 24. Dezembers wollten sie Guatemala-Stadt, die Hauptstadt des Landes erreichen. Nach dem Frühstück machten sie sich auf den Weg, nicht ahnend, was beide schon kurze Zeit später erleben sollten. «An der Stadtgrenze wartete schon eine Polizei-Fahrradeskorte auf uns, lauter hübsche junge Frauen. Sie begleiteten uns, abseits der Hauptstraßen, zunächst zur deutschen Botschaft, wo der Botschafter, Harald Klein uns begrüßte. Von dort aus ging es gemeinsam weiter zum Rathaus, wo bereits der Oberbürgermeister der Stadt und und ehemaliger Präsident des Landes, Alvaru Arzu, auf uns wartete und uns herzlich in ‚seiner‘ Stadt begrüßte», erzählt Robby, und man merkt ihm an, dass er noch immer ganz beeindruckt von diesem unerwarteten Empfang ist.
Woher die denn alle gewusst hätten, dass er kommt, will ich wissen. «Ganz einfach», sagt er, «die verfolgen meine Reise auf Facebook, ich staune immer wieder darüber, wie viele Menschen uns auch medial begleiten und Anteil an unserer Tour vom Nordpol zum Südpol zu Fuß nehmen.
Das zeigte sich dann auch am vorletzten Tag des alten Jahres, als Robby und Nils mal wieder an einem Grenzübergang standen, diesmal dem nach El Salvador. »Hunderte Menschen warteten mit uns darauf, ihn passieren zu dürfen. Wir richteten uns auf stundenlange Wartezeiten und auf scharfe Kontrollen ein, zumal wir ja mit einem Auto einreisten, das ein US-amerikanisches Kennzeichen trägt«, erzählt er. »Doch dann passierte ein Wunder. Drei bewaffnete Polizisten kamen gezielt auf uns zu. Ich ging noch mal schnell mein Sündenregister durch, konnte aber nichts finden. Jetzt werden sie uns filzen, dachte ich noch so bei mir, da stellte sich einer als Angehöriger der Touristenpolizei El Salvadors vor und erklärte uns, dass er uns über die Grenze begleiten wird. Wir waren völlig baff, in Windeseile passierten wir die Grenze ohne große Kontrollen und mit den besten Wünschen von vielen, die, ebenso wie wir, nach El Salvador wollten.«
Bis die beiden Weltenbummler El Salvador in knapp einer Woche in Richtung Honduras wieder verlassen, werden sie von der Touristenpolizei, die ausschließlich dazu da ist, Touristen aus aller Welt durch das Land zu geleiten und natürlich auch für deren Sicherheit zu sorgen, begleitet. Vom ersten bis zum letzten Tag wird Rafael in der Dreierbegleitmannschaft dabei sein, die beiden anderen immer nur für einen bestimmten Abschnitt. »Wir fühlen uns in deren Obhut absolut sicher, Rafael ist inzwischen schon so etwas wie ein guter Freund geworden, außerdem kennt er Land und Leute bestens und hat uns schon so manches Interessante abseits des Weges gezeigt«, so Robby. »Mit unseren Begleitern haben wir auch gemeinsam in San Salvador, der Hauptstadt des Landes, das neue Jahr begrüßt und mit einem Glas Mineralwasser mit extra viel Kohlensäure angestoßen.« Am Nachmittag des letzten Tages im Jahr 2017 war Robby noch eingeladen, vor den Tourismuspolizisten des Landes einen Vortrag über sein Woher und Wohin zu halten, dem sie voller Hochachtung und zum Teil mit ungläubigem Staunen folgten.
Der Neujahrstag brachte dann gleich die nächste Überraschung. Ob Robby Lust habe, sich mal die Kathedrale von San Salvador anzuschauen, fragte ihn Rafael. Warum nicht! Leise schlichen sich alle in das Gotteshaus, in dem der Erzbischof von El Salvador, José Luis Escobar Alas, gerade die Neujahrsandacht hielt. Später, als der Gottesdienst zu Ende war und der Erzbischof sich von allen Besuchern verabschiedet hatte, kam er auf Robby zu und fragte ihn, wer er sei und was er hier mache. Robby erzählte gern von seiner Tour und von sich selbst, und als er fertig war, bot der Erzbischof an, ihm den Reisesegen zu geben, der ihn auf seinem weiteren Wegen zum Südpol behüten und beschützen werde. »So ausgerüstet kann mir nun wirklich nichts mehr passieren«, freut sich Robby.
Gestern Abend folgten er und Nils noch einer ganz besonderen private Einladung – vom obersten Polizeipräsidenten des Landes in dessen Haus. Dessen Sohn Edgar, der im kommenden Jahr nach Berlin reisen wird, um dort zu studieren, kochte extra für die Gäste deutsche Gerichte. »‚Mein Haus ist euer Haus‘, wurden wir empfangen. Gleiches gab ich gern zurück und freue mich jetzt schon darauf, Edgar und auch seine Eltern zuhause in Hohenmölsen begrüßen zu dürfen«, erzählt der Extremläufer.
Neun Monate sind inzwischen vergangen, seit er seinen Lauf vom Nordpol zum Südpol zu Fuß angetreten hat. Das Resümee zum Jahreswechsel fällt durchweg euphorisch aus: »Wir werden von einer Welle der Hilfsbereitschaft und der Freundschaft getragen, die wir uns im Stillen erhofft hatten, aber uns anfangs noch nicht so recht vorstellen konnten, dass unsere Wünsche auch aufgehen und absolut übererfüllt werden. Die Zeit fliegt nur so dahin. Oft schon habe ich mir gewünscht, sie wenigstens kurz anhalten zu dürfen, weil es so schön war, dass ich am liebsten geblieben wäre. Ich habe viele Menschen kennen- und liebengelernt, habe viel gesehen, erfahre täglich eine überwältigende Unterstützung und Anteilnahme an dem, was ich mache. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken. Auch für die vielen Wünsche aus Nah und Fern für das Jahr 2018, die ich aus vollem Herzen gern zurückgebe.«
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