Starthilfe für Kioskbetreiberin
Ein Jahr nach der Sturmflut sind an der Ostseeküste noch nicht alle Schäden beseitigt
Schwerin. Ein Jahr nach der schweren Ostseesturmflut sind noch nicht alle Schäden an den Küstenschutzanlagen in Mecklenburg-Vorpommern beseitigt. Bis zum Ende des Winters sollen die letzten Sandaufspülungen auf Rügen abgeschlossen werden, teilte das Ministerium jetzt mit. Das Land hatte für die Wiederherstellung der Dünen im Küstenabschnitt Lobbe/Gager und vor Glowe bislang rund vier Millionen Euro bewilligt. Insgesamt sieben Millionen Euro würden für diese Aufspülungen benötigt.
Die Sturmflut in der Nacht vom 4. zum 5. Januar 2017 mit Wasserständen von teilweise 1,80 Meter über Normal war die stärkste seit 2006 gewesen. In Zempin auf der Insel Usedom rissen die Wassermassen einen Kiosk in die Tiefe. Dort, an der schmalsten Stelle der Insel Usedom, gab es massive Steilufer-Abbrüche. Auch in anderen Küstenabschnitten wurden Strände überspült, Bäume in die Tiefe gerissen und Strandpromenaden beschädigt.
Prerow. Seit Jahrzehnten wogt der Streit um den Nothafen Darßer Ort. Auch die Diskussion um einen Ersatzhafen in Prerow dauert schon mehrere Jahre.
Beim Bau des Inselhafens in Prerow könnte nach dem Willen der Landesregierung gleichzeitig die längste Seebrücke im Ostseeraum entstehen. Sie könnte rund 690 Meter lang sein und die touristische Attraktivität steigern, sagte Umweltminister Till Backhaus (SPD) am Freitag bei einer Bürgerversammlung in Prerow. Er ging davon aus, dass der Hafen 2021 in Betrieb gehen kann.
Der Hafen soll den in der Kernzone des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft liegenden Nothafen Darßer Ort ersetzen. Dessen Zufahrt muss immer wieder ausgebaggert werden, das widerspricht den Nationalparkvorschriften und hat laut Backhaus allein 2017 rund 500 000 Euro gekostet. Die Neubaukosten summieren sich auf bis zu 29 Millionen Euro. Erste Planungen gingen von 12 Millionen aus. Die Steigerung sei auch auf den schlechten Zustand der Seebrücke zurückzuführen, so Prerows Bürgermeister René Roloff. dpa/nd
Nach Angaben des Ministeriums hatte die Sturmflut an drei Küstenabschnitten die Dünen so stark abgetragen, dass sie nicht mehr vollen Schutz gewährleisten konnten. Bei Graal-Müritz und Wustrow seien die Schäden unmittelbar nach der Sturmflut beseitigt worden. Neben den noch nicht abgeschlossenen Aufspülungen auf der Insel Rügen steht auch noch die Reparatur des Reserveteils der Düne im Seebad Lubmin an. Bislang fehle aber noch die bergrechtliche Genehmigung für die dafür zu nutzende landeseigene Sandlagerstätte, hieß es aus dem Ministerium. Sollte diese in diesem Jahr erteilt werden, soll zügig Sand abgebaut und in Lubmin aufgespült werden.
Das Land hatte nach der Sturmflut ein Hilfsprogramm in Höhe von 20 Millionen Euro eingerichtet, wovon bereits etwa zwölf Millionen investiert wurden. Allein zehn Millionen Euro aus dem Hilfsfonds waren für die Beseitigung von Schäden an Dünen und Deichen vorgesehen. Das Innenministerium und das Wirtschaftsministerium unterstützten Gemeinden bei der Wiederherstellung von kommunalem Eigentum und touristischer Infrastruktur wie Strandaufgängen und Promenaden. Der Kioskbetreiberin Petra Hofmann in Zempin gab das Land Starthilfe beim Neuanfang.
»Ich freue mich, dass das Hilfsprogramm so gut angenommen worden ist«, sagte Umweltminister Till Backhaus. Durch die Maßnahmen sei das Küstenschutzsystem wieder voll leistungsfähig und für erneute Sturmfluten gewappnet. In Mecklenburg-Vorpommern sind die Küstenschutzanlagen so ausgebaut, dass sie Ortschaften auch bei Eintritt einer extremen Sturmflut, wie sie theoretisch alle 200 Jahre vorkommt, vor Überflutungen schützen sollen. Die Sturmflut von 2017 hat nach Angaben des Ministeriums ein Wiederkehrintervall von etwa zehn Jahren. dpa/nd
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