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Kein Durchblick

Oberhof will gerne mal wieder eine Biathlon-WM ausrichten, doch diese Weltcupwoche war keine gelungene Werbung

Vier Tage dauerte es, bis Deutschlands Biathleten sich entschlossen, ihren Fans in Thüringen doch noch etwas zum Bejubeln anzubieten. Seit Donnerstag hatten täglich bis zu 21 000 Zuschauer im Dauerregen des Oberhofer Stadions gestanden, stets in der Hoffnung, ihre Helden würden die Strapazen irgendwie vergessen machen. Am Ende wurden es Heldinnen, die für etwas Wärme im Herzen und Heiserkeit in der Kehle sorgten. Platz zwei in der Frauenstaffel war der einzige deutsche Podiumsplatz der Woche. Die deutschen Männer blieben danach in einem irregulären Nebelrennen auf Platz sechs chancenlos.

»Es ist toll, dass es doch noch geklappt hat. Vor der Kulisse läuft es sich einfach super cool«, freute sich vor allem Franziska Preuß über Rang zwei hinter Frankreich, auch wenn die deutsche Frauenstaffel in der jüngeren Vergangenheit häufig sogar ganz oben gestanden hat. »Das zeigt, dass die Konkurrenz sehr stark ist und wir immer unser Bestes abliefern müssen, um zu gewinnen«, so Preuß.

Das war besonders der 23-Jährigen am Sonntag gelungen, als sie die Mannschaft von Rang vier zwischenzeitlich auf eins gelaufen hatte - Höhepunkt einer starken Aufholjagd, nachdem Vanessa Hinz wegen einer Strafrunde zwischenzeitlich auf Platz 18 zurückgefallen war. »Ich mag es, wenn man von hinten aufholen muss. Da hat man nichts zu verlieren und kann lockerer laufen«, sagte Preuß, die als einzige deutsche Weltcupläuferin die Olympiaqualifikation noch nicht in der Tasche hat. Nach einigen Krankheiten war aber bereits in den ersten Oberhofer Rennen ein Aufwärtstrend erkennbar.

»Wir haben jetzt sechs Athletinnen, die in der Lage sind, aus eigener Kraft in die Spitzenränge zu laufen«, hatte Bundestrainer Gerald Hönig schon nach der Verfolgung am Sonnabend frohlockt, als seine Athletinnen nach schwachem Sprint teils viele Plätze gut machen konnten. Wegen ein paar Schießfehler zu viel wurden am Ende die Podestplätze dennoch verpasst.

Überhaupt waren den Deutschen Topplatzierungen bei den Doppelsiegen der Slowakin Anastasiya Kuzmina und des Franzosen Martin Fourcade jeweils in Sprint und Verfolgung an den ersten drei Weltcuptagen in Oberhof nicht vergönnt. Läuferisch sind sie in der Breite gut, aber etwas zu weit entfernt von der absoluten Weltspitze. »Klar wollen uns die Fans immer auf dem Podest sehen, ich ja auch«, sagte Hönig, »aber die Stabilität und die breite Stärke ist mir derzeit lieber als eine Spitzenläuferin und ein großer Rest, mit dem ich nichts anfangen kann. So bin ich Richtung Olympia viel entspannter und muss nicht an unserer Konzeption zweifeln«, so Hönig.

Oberhof schien so erneut Opfer der üblichen Planung des Weltverbands IBU zu sein, den Traditionsort in der Weltcupreihenfolge immer direkt an den Jahresanfang zu setzen. Gut einen Monat vor dem olympischen Saisonhöhepunkt und direkt nach der Weihnachtspause haben alle Athleten zuvor eine Regenerationspause und ein Basistrainingslager hinter sich. Dazu das Wetter, das in Oberhof im Vergleich zu Ende Januar oder Februar oft viel schlechter ist.

Da ist es kein Wunder, dass bei den meisten Athleten der nächste Weltcup im bayerischen Ruhpolding höher im Kurs steht. Und so reisten mit Kuzmina und Fourcade sowie Johannes Tignes Bö, Simon Schempp und Laura Dahlmeier viele der besten internationalen Athleten schon vor den abschließenden Staffeln am Sonntag lieber ab, als sich bei dichtem Nebel und Schneetreiben über schlechte Rennbedingungen zu beschweren.

Das blieb diesmal Pechvogel Johannes Kühn überlassen. Der 26-Jährige bekam endlich mal eine seiner seltenen Einsatzchancen in der deutschen Staffel, doch bei beiden Schießeinlagen, suchte er seine fünf Ziele vergeblich. »In dem Nebel war alles weiß. Wenn ich nicht weiß, worauf ich zielen soll, wie soll ich da treffen?«, fragte Kühn über die Presse indirekt in Richtung die Rennjury. Doch die ließ den Wettkampf weiterlaufen. Angeblich sei es für alle halbwegs gleich gewesen. Ob Sensationssieger Schweden jedoch auch bei guter Sicht gewonnen hätte, darf bezweifelt werden. Kühn traf am Ende einmal bei 16 Versuchen. Neun Strafrunden waren das bittere Ergebnis. »Dieses Rennen hätte abgebrochen werden müssen«, regte sich sein Trainer Mark Kirchner auf. »Ich konnte Johannes auf 20 Meter Entfernung nicht mehr sehen.« Zur Erinnerung: Der Abstand zu den Scheiben ist 50 Meter.

Die Thüringer Organisatoren dürften sich trotzdem nicht bei der IBU beschweren. Schließlich bewerben sie sich gerade um die Weltmeisterschaften 2023, die im kommenden Herbst vergeben werden. Allerdings wird sich die IBU auch genau überlegen, ob sie bei ihrem Premiumprodukt Lust auf solche Rahmenbedingungen hat. Immerhin: Eine WM würde erst im Februar stattfinden. Doch auch bei der WM 2004 in Oberhof musste am 11. Februar ein Rennen verschoben werden - wegen Nebels.

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