- Politik
- Rechtsradikale in Griechenland
Mutmaßliche Neonazi-Terroristen in Athen festgenommen
Vier Männern wird Brandanschlag auf soziales Zentrum in Piräus vorgeworfen / Hintergrund offenbar rechtsradikale Gruppe »Apella«
Nach Angriffen auf ein soziales Zentrum in Griechenland wurden am Donnerstag vier mutmaßliche Neonazis festgenommen. Die griechische Anti-Terror-Polizei verhaftete die Männer am Morgen in der Region Attika. Ihnen wird vorgeworfen, im August vergangenen Jahres einen Brandanschlag auf das linke Zentrum »Favela« im Hafenviertel von Piräus verübt zu haben.
Die Polizei durchsuchte auch die Wohnungen der Verdächtigen und stellte dabei Materialien für die Herstellung von Molotow-Cocktails, Hakenkreuze, verschiedene Dokumente, Gaskartuschen, Schlagringe und Messer sicher. Verbindungen der 20 bis 35-jährigen Männer zur neonazistischen Partei Goldenen Morgenröte sind bisher nicht bestätigt, allerdings wurde eine Vielzahl von Druckmaterialien der Partei gefunden, ebenso wie Flyer der rechtsradikalen Gruppe »Apella«. Die Ermittler untersuchen zudem deren mögliche Beteiligung an einer Reihe von Brandstiftungen, die während der Weihnachtstage in Piräus und Athen verübt wurden.
Die Gruppe »Apella« stellt sich im Internet als Teil der nationalsozialistischen Bewegung vor und bezeichnet Antonios Androutsopoulos, den ehemaligen stellvertretenden Generalsekretär der neonazistischen Goldene Morgenröte, als ihren »moralischen und spirituellen Mentor«. Androutsopoulos nennt sich selbst »Periandros« – nach dem Tyrann von Korinth. Auf ihrer Website verherrlicht »Apella« zudem die deutschen Nazis und bezeichnet den deutschen Einmarsch in Griechenland als gerechtfertigt. Die klassischen Bezüge zu rassischer Überlegenheit, Sozialdarwinismus, Antisemitismus und Antikommunismus dürfen dabei nicht fehlen.
Das soziale Zentrum »Favela« war schon früher Zielscheibe nationalsozialistischer Gruppen. Kurz nach der Eröffnung im März vergangenen Jahres beschmierten Unbekannte die Wände mit Nazi-Parolen. Einer Gruppe autonomer Nationalisten bekannte sich damals zu der Aktion. Der Brandanschlag im August fand während der Vorbereitung einer Demonstration zum Jahrestag der Ermordung des antifaschistischen Rappers Paul Fussas statt. Ein Bekennerschreiben gab es bislang nicht.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.