Schuster erweitert seine »Kippa-Warnung«

Präsident des Zentralrats der Juden: »In der nichtjüdischen Öffentlichkeit hat man lange die Augen verschlossen«

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, würde heute seine umstrittene »Kippa-Warnung« von 2015 noch erweitern. »Es geht heute zum einen um Stadtviertel, die stark arabisch geprägt sind. Es gibt aber auch Viertel, in denen ich wegen Rechtsextremisten nicht mit einer Kippa auf der Straße laufen würde«, sagte Schuster der »Berliner Zeitung«.

Der Zentralratspräsident beklagte einen immer aggressiveren Antisemitismus in Deutschland. Wenn insgesamt die roten Linien verschoben werden, komme zwangsläufig irgendwann der Punkt, wo das Wort auch zur Tat werde. »Insofern ist diese Entwicklung nicht verwunderlich, wenn auch alles andere als schön«, sagte er.

In der jüdischen Gemeinschaft sorge diese Entwicklung bereits seit längerem für Beunruhigung. Ihn habe schon 2015 die Reaktion auf seine Warnung überrascht, in bestimmten Gegenden von Großstädten eine Kippa zu tragen: »Ich glaube, dass man in der nichtjüdischen Öffentlichkeit lange die Augen verschlossen hat vor dieser Entwicklung, die schon vor einigen Jahre eingesetzt hat.«

Eine klare Absage erteilte Schuster der AfD, auch wenn sich einige der Parteimitglieder gern als Freunde der Juden in Deutschland darstellten. Das beruhe auf der schlichten Vorstellung der AfD, Juden hätten wie die Rechtspopulisten auch ein Problem mit Muslimen.

Diese Rechnung, »der Feind meines Feindes ist mein Freund«, gehe aber nicht auf, betonte Schuster: »Muslime sind nicht der Feind der Juden, in keiner Weise, auch wenn der Antisemitismus unter Muslimen abzulehnen ist.« Außerdem sei er überzeugt, dass die AfD generell gegen Minderheiten sei und im Zweifelsfalle nicht davor zurückschrecken würde, auch gegen Juden zu hetzen, fügte der Zentralrats-Präsident hinzu. epd/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -