Gekürzt wird ohne Moral

Grit Gernhardt hält Sanktionen für Hartz-IV-Bezieher für Unrecht

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 2 Min.

Fragt man ein beliebiges fünfjähriges Kind, würde es sicher sagen, dass man Menschen, die fast nichts haben, nicht auch noch etwas wegnehmen darf. Doch was für den moralischen Kompass eines Kindes unvorstellbar ist, wird von der herrschenden Politik dieses Landes regelmäßig in Gesetzesform gegossen. So stellen die jeweiligen Regierungsparteien seit der Schröder/Fischer-Ära nicht ernsthaft in Frage, dass Hartz-IV-Beziehern, die von einem Regelsatz in Höhe des Existenzminimums leben müssen, dieses Geld auch noch gekürzt werden kann. Um bis zu 100 Prozent.

Menschen also, die gerade einmal so viel bekommen, wie sie unbedingt zum Überleben brauchen, bekommen als Strafe noch weniger. Und wir reden hier nicht von höchstens erzieherisch fragwürdigen Taschengeldkürzungen, sondern von Menschen, denen Geld für Essen und Trinken, Strom, warme Kleidung oder Busfahrkarten fehlt. Familien mit Kindern müssen sehen, wie sie den dunklen Winter überstehen.

Teilweise können die Betreffenden gar nicht so schnell gucken, wie ihnen das Geld genommen wird: Einen Termin verpasst, nach der Krankheit nicht sofort zurückgemeldet, zu wenige Bewerbungen geschrieben ... Zweite Chancen gibt es für Leistungsbezieher selten - weder auf dem Arbeitsmarkt noch beim Jobcenter. Im September stiegen die Sanktionen sogar so stark wie nie. Und da Kinder hierzulande nicht viel zu entscheiden haben, wird sich diese schreiende Ungerechtigkeit wohl auch nicht so bald ändern.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -