Werbung

Der Papst macht es sich zu einfach

Martin Ling über das Treffen mit den chilenischen Mapuche

Die Gratwanderung hat Papst Franziskus bei seinem Chile-Besuch geschafft. Er hat sich mit den Mapuche solidarisiert, ohne der Regierung in Santiago allzu sehr auf die Füße zu treten. Dass sich für das autochthone Volk der Mapuche dadurch etwas zum Besseren wendet, ist nicht zu erwarten. Franziskus redete beiden Konfliktparteien ins Gewissen. Dem Staat warf er Vereinbarungen auf dem Papier vor, die niemals umgesetzt würden. Das sei »Gewalt, weil es die Hoffnung zunichte macht«. An die Adresse der militanten Mapuche gewandt, appellierte er, dass Gewalt »die gerechteste Sache in eine Lüge« verwandele.

Auch wenn diese Position des Papstes keiner Äquidistanz gleichkommt und die Sympathien für die unterdrückten Indígenas unüberhörbar waren, bleibt fraglich, ob der Papst-Besuch den von vielen Mapuche erhofften Rückenwind für eine friedliche Lösung des Mapuche-Konflikts entfachen kann. Bisher weigert sich der chilenische Staat kategorisch, die Landrechte der Mapuche anzuerkennen. Allen Zusicherungen zum Trotz wurde und wird das Gebiet des indigenen Volkes immer weiter reduziert - zu Gunsten von infrastrukturellen Großprojekten und rücksichtslosem Raubbau an den natürlichen Ressourcen. Der militante Widerstand mancher Mapuche ist in erster Linie ein Ausdruck von Verzweiflung und teilweise Notwehr. Gewalt kann ein Papst nicht gutheißen. Sie nur zu verurteilen, ist im Fall der Mapuche jedoch zu einfach.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.