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- Kupfersalze im Biolandbau
Kochsalz gegen Pilze?
Die auch im Biolandbau gegen Pilzkrankheiten zugelassenen Kupfersalze sind umstritten. An Alternativen wird gearbeitet.
Einstweilen jedenfalls dürfen Kupfersalze im Ökolandbau weiter angewendet werden. Vor allem im Wein- und Obstanbau werden kupferhaltige Brühen gegen Mehltau gespritzt. Im Kartoffelanbau wird es gegen die Kraut- und Knollenfäule - ebenfalls Pilzerkrankungen - eingesetzt. In größeren Mengen ausgebracht, reichert es sich im Boden an und schädigt dort Kleinstlebewesen, Regenwürmer und andere Organismen. So weisen viele Böden in Deutschland bereits heute kritische Kupferbelastungen auf, besonders in Gebieten mit Dauerkulturen wie Weinreben oder Obst, die regelmäßig mit Kupfer gespritzt wurden und werden. Allerdings sind nicht nur Bodenorganismen betroffen. Hohe Konzentrationen können auch Wurzeln und Blätter von Raps und Zuckerrüben schädigen. Außerdem steht es als wichtiges Element in der Pflanzenernährung bei der Aufnahme durch die Wurzeln mit anderen Spurenelementen in Konkurrenz. Dies wiederum kann in der Pflanze einen Mangel an Zink und Molybdän zur Folge haben.
Zwar versichern Biobauern, dass Kupfer in den geringen Mengen, in denen es ausgebracht werde, absolut ungefährlich sei. Doch ein Eingriff in den ökologischen Kreislauf ist es allemal. In Demeter-Betrieben ist Kupfer nur im Obst-, Wein- und Hopfenanbau und mit maximal drei Kilogramm je Hektar im Durchschnitt der letzten fünf Jahre erlaubt. Im Kartoffelanbau wird ganz darauf verzichtet. Statt dessen setzen Demeter-Bauern hier auf Heilpflanzen- und Kieselpräparate, Rindermist sowie auf eine gesunde Fruchtfolge.
Eine weitere Maßnahme ist das Vorkeimen der Kartoffeln. Viele Biobauern setzen ihre Pflanzkartoffeln bereits im Januar und Februar zum Vorkeimen in Kisten. Werden sie im April ausgepflanzt, haben sie durch die Keimung einen Wachstumsvorsprung von ein bis zwei Wochen. Wenn der Pilz schließlich auftritt, sind die vorgekeimten Kartoffeln bereits deutlich größer als ungekeimte. Der kritische Punkt tritt ein, wenn sich die Blattdecke auf dem Feld schließt. Dann entsteht Blattnässe, die eine Ausbreitung der Pilzinfektion fördert. Ein windiger Standort ist dann von Vorteil.
Gibt es überhaupt eine verträglichere Alternative zu Kupfer im Pflanzenschutz? Drei Jahre lang untersuchte ein Team um Ulrich Schaffrath von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, ob sich chlorhaltiges Wasser zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten eignet. Das chlorhaltige Produkt »Aqua.Protect« wird bereits eingesetzt, um Wasserrohre von Keimen zu befreien. Doch wirkt dieser Effekt auch im Obst- und Kartoffelanbau? Im Labor sprühten die Forscher die chlorhaltige Lösung auf Radieschenblätter. Untersucht wurde, ob die Lösung die Pilzsporen zuverlässig tötet, in welcher Konzentration sie eingesetzt werden muss und wie lange die Wirkung anhält. Das Mittel, so der Biologe, wirke auf jeden Fall auch nach dem Abtrocknen. Gegenüber synthetischen Pflanzenschutzmitteln habe es den Vorteil, dass es weder auf Menschen noch auf den Boden oder Tiere toxisch wirkt.
Doch wie sieht das Ergebnis in der Praxis aus? Bei einem Test auf den Versuchsfeldern der Universität Bonn befüllten die Wissenschaftler ein Spritzgerät mit dem Präparat. Anschließend spritzten sie die dort wachsenden Pflanzen gegen Kartoffelfäule und Apfelschorf. Ergebnis: Das Chlorwasser, wird es zum optimalen Zeitpunkt gut dosiert eingesetzt, kann Kupfer im Apfel- und Kartoffelanbau ersetzen.
Beim Sprühvorgang gelangt das Mittel weder in die Früchte oder Blätter noch haftet es an den Pflanzen. Anders als bei herkömmlichen Pestiziden, wo eine Wartezeit zwischen Ausbringung und Ernte eingehalten werden muss, ist das Chlor bereits nach einer Stunde verdunstet, so dass die Landwirte ihr Obst oder Gemüse theoretisch am selben Tag ernten können. Dieser Vorteil ist gleichzeitig ein Nachteil, denn das Präparat muss pünktlich ausgebracht werden, nämlich dann, wenn die Pilzsporen auf die Blätter gelangen und sich auszubreiten drohen. Der Landwirt muss den Zeitpunkt, an dem die Pilzsporen über die Kulturen herfallen, also genau abpassen.
Eigens hierfür entwickelte der Biologe Marcel Thieron einen Vorhersage-Algorithmus, den er an verschiedene Faktoren angepasst hat. So gebe es Krankheiten, die es sehr feucht mögen, sich aber nur ohne Niederschläge und bei optimalen Temperaturen ausbreiten, erklärt der frühere RWTH-Forscher. Andere Krankheiten brauchen viel Regen, um sich entfalten zu können. Sein Computerprogramm, welches Klimaparameter wie Luftfeuchtigkeit, Taubildung und Temperatur berücksichtigt, könne vorhersagen, wann es zur Infektion kommt. Mit seiner Hilfe müsste man nur in 30 bis 40 Prozent aller Spritzungen einsparen. Würde bei den verbleibenden Spritzungen »Aqua.Protect« ausgebracht, ist Thieron überzeugt, könnten man sich 70 bis 80 Prozent aller derzeit eingesetzten synthetischen Pflanzenschutzmittel sparen.
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