Kleinbauern demonstrieren für Palmöl

Eine Entscheidung der EU sorgt in Asien für Aufregung

  • Mathias Peer, Bangkok
  • Lesedauer: 3 Min.

Europas Umweltschützer machen Malaysias Bauern wütend. Fast 2000 von ihnen sind diese Woche von ihren teils weit entfernten Plantagen bis in die Hauptstadt Kuala Lumpur gereist. Sie kamen, um vor den Büros der örtlichen EU-Delegation zu protestieren. Auf ihren Schildern stehen Sätze wie: »Unser Leben hängt von Palmöl ab« und »Palmöl ermöglicht meiner Familie das Essen«.

Der Rohstoff, der aus den Früchten der Ölpalme gewonnen wird, ist eines der erfolgreichsten Exportgüter Malaysias: Kritiker bringen Palmöl, das sowohl in Shampoos als auch Tiefkühlpizzen steckt, in Verbindung mit massiver Abholzung von Regenwäldern. Um Platz für die Plantagen zu schaffen, kommt es regelmäßig zu Brandrodungen. Das EU-Parlament will die Nachfrage nach dem Öl eindämmen: Am Mittwoch beschlossen die Abgeordneten, Palmöl als Basis von Biokraftstoffen ab 2021 zu verbieten.

Rund 650 000 Kleinbauern erwirtschaften in Malaysia ihr Einkommen mit dem geschmähten Öl. »Bevor wir die Plantagen mit den Ölpalmen hatten, gab es in meinem Dorf keine Straßen und keinen Strom«, erklärt einer von ihnen bei der Demonstration lokalen Journalisten. »Die Frucht hat unser Leben verbessert. Jetzt haben wir Straßen, ein Einkommen und unsere Kinder können zur Schule gehen.«

Malaysia und Indonesien stehen für 90 Prozent der globalen Produktion. Deshalb zeigten sich Politiker beider Länder entsetzt über die Straßburger Entscheidung. Es sei ein schwarzer Tag für den freien Handel, sagte Malaysias Plantagenminister Mah Siew Keong. Er forderte den Ministerrat der Europäischen Union, der dem EU-Parlamentsvorstoß noch zustimmen muss, dazu auf, das Vorhaben zu stoppen. Zuvor hatte Mah bereits ein geplantes Freihandelsabkommen mit der EU deswegen in Frage gestellt. Auch Indonesiens Präsident Joko Widodo sprach mit Blick auf das Vorhaben des EU-Parlaments von »unfairen Maßnahmen«. Indonesien und Malaysia beklagen, dass Palmölproduzenten ungerechterweise als Umweltsünder herausgegriffen und andere geschont werden. Dass an dem Argument etwas dran ist, zeigt eine aktuelle Untersuchung der Umweltschutzorganisation Mighty Earth. Sie dokumentiert, wie in Argentinien 120 Quadratkilometer Wald abgeholzt wurden, um Platz für neue Sojafelder für die Biodieselproduktion zu schaffen.

Dennoch ist kaum zu leugnen, dass das Problem in der Palmölindustrie besonders dramatisch ist: Regelmäßig sind die Inseln Borneo und Sumatra wegen illegaler Brandrodung von Palmölproduzenten in dichte Rauchschwaden gehüllt. Wegen der Abholzung ist die Klimabilanz von Biodiesel mit Palmölbasis dreimal schlechter als die von herkömmlichen Diesel.

Die Kritiker der EU-Parlamentsentscheidung werfen jedoch die Frage auf, ob Europas Umweltschutz auf Kosten von Bauern in Schwellenländern gehen sollte. In Malaysia werden rund 40 Prozent der Ölpalmen von Kleinbauern gepflanzt. »Die Palmen haben sich in Indonesien und Malaysia als eines der stärksten Instrumente zur Armutsbekämpfung herausgestellt«, kommentierte Ahmad Ibrahim, Forscher an der Academy of Sciences Malaysia. »Es kann keine Nachhaltigkeit geben, wenn das Armutsproblem nicht gelöst ist.«

Martin Häusling, der für die Grünen im Europaparlament sitzt, verteidigte den Beschluss: »So schwierig das auch ist, die Kleinbauern können auf ökologische Produktion umsteigen.«, Für Nahrungsmittel werde zudem weiter Palmöl gebraucht, »aber bestimmt nicht für den Tank«.

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