Reichlich Mängel in der Pflege

Qualitätsbericht sieht weiterhin Verbesserungsbedarf

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 3 Min.

Diverse Medizinische Dienste - nämlich die der gesetzlichen (GKV) wie auch der privaten Krankenversicherung - haben die Situation von insgesamt etwa 175 000 Pflegebedürftigen überprüft. Erfasst wurden die Daten schon 2016, und zwar in etwa 13 300 Pflegeheimen und bei 12 800 ambulanten Pflegediensten. Die Ergebnisse präsentierte am Donnerstag der Medizinische Dienst (MDS) des GKV-Spitzenverbandes.

Eine der zentralen Baustellen in dem Bereich ist die Verbesserung der Bedingungen für die Pflegekräfte, das bestätigt Gernot Kiefer vom GKV-Spitzenverband. Die Daten zeigen recht genau, wo es noch hapert: In der stationären Pflege zeigten 8,7 Prozent der Bewohner einen Gewichtsverlust, zum Beispiel von mehr als zehn Prozent in sechs Monaten. Das erscheint nicht viel, könnte aber auch Menschen wiederfahren sein, die bereits untergewichtig waren. Kritischer wird es bei einer weiteren Zahl zu diesem Thema, denn bei fast einem Viertel der überprüften Bewohner wurde das Gewicht gar nicht kontrolliert. Zurückgegangen seit dem vorherigen Prüfbericht für das Jahr 2013 ist die Zahl derjenigen, die eine Ernährungssonde hatten, und zwar von 5,2 auf 1,8 Prozent.

Ein Fortschritt konnte auch bei der Zahl freiheitseinschränkender Maßnahmen festgestellt werden. 2013 waren diesen noch 12,5 Prozent der Heimbewohner ausgesetzt, 2016 waren es knapp neun Prozent. Nach den Prüfberichten werden inzwischen häufiger Alternativen genutzt, darunter Matratzen auf dem Boden oder Sensormatten zum Schutz vor Stürzen. Als Maßstab gilt jedoch, dass gute Einrichtungen weitgehend ohne freiheitseinschränkende Maßnahmen auskommen.

Fast 40 Prozent der in Heimen Gepflegten litten unter chronischen Schmerzen. 3,9 Prozent der Untersuchten bekamen einen Dekubitus, sie haben sich also wund gelegen. Dieser Anteil blieb fast gleich. Gering gehalten wurde er aber nur über wachsende Anstrengungen bei der entsprechenden Prophylaxe. Dieses Kriterium, das dem Schutz von bettlägerigen Menschen dient, wurde 2013 in 76 Prozent der Einrichtungen erreicht, 2016 in 81 Prozent der Heime. Folgerichtig bewertete Kiefer das als einen »eher mittelmäßigen« denn als »wirklich guten Bereich«.

Gleichzeitig musste aber auch eine Verschlechterung konstatiert werden, nämlich bei der Behandlung von chronischen Wunden und Dekubitus - hier sank die Zahl der Einrichtungen, die diese Aufgaben angemessen erfüllten, von 79 Prozent 2013 auf 76 Prozent 2016 ab. Auch wenn die Ursachen für diese Verschlechterung nicht explizit erfasst wurden, ist ein Mangel an Fachkräften naheliegend. Verbesserungen sind nach Aussage von MDS-Geschäftsführer Peter Pick zum Beispiel bei der systematischen Erfassung von Schmerzen notwendig oder eben bei der Wundversorgung nach aktuellem Wissensstand.

Erstmals wurden im aktuellen Bericht Abrechnungen in der ambulanten Pflege überprüft. Dabei wurde untersucht, ob von den Pflegediensten bei den Kassen in Rechnung gestellte Leistungen auch tatsächlich bei den Pflegebedürftigen ankamen. Die gute Nachricht: Bei fast 65 Prozent der geprüften Dienste gab es keine Auffälligkeiten. Bei einem Drittel wurde mindestens eine Auffälligkeit gefunden, bei fast sieben Prozent aber mehr als sechs Abweichungen. Pflegekassen können auf dieser Basis Rückerstattungen fordern oder sogar Verträge kündigen. Einschränkend muss zu diesen Ergebnissen gesagt werden, dass bestimmte Arten von Pflegediensten bisher gar nicht erfasst wurden, darunter auch sogenannte Beatmungs-Wohngemeinschaften. Aber schon die sogenannte außerklinische Intensivpflege, bei der etwa eine Beatmung zu Hause erfolgt, erbrachte teils alarmierende Ergebnisse, weil es hier um sehr sensible Maßnahmen geht. So wurden in einem Viertel der untersuchten Fälle Vitalparameter und Schwellenwerte nicht dokumentiert oder Wechsel- und Reinigungsintervalle nicht eingehalten.

In Zukunft soll Pflegequalität nach einem neuen System erfasst werden. Ende 2018 könnte damit begonnen werden. Es werde dann keine Pflegenoten mehr geben, hinter denen Anbieter schlechte Qualität verstecken könnten, so GKV-Vorstand Kiefer.

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