Zweimal 10 315 Tage
Berlin. 10 315 Tage sind eine lange Zeitspanne. Ein halbes Leben - oder nach heutiger Lebenserwartung ein Drittel. Und sie umreißen eine Epoche: 10 315 Tage vergingen von dem Tag, an dem die DDR ihre Westgrenze abriegelte, bis zum Fall der Mauer im November 1989. Und genau noch einmal 10 315 Tage vergingen von jenem legendären 9. November bis - zum 5. Februar 2018.
Es ist ein kalendarischer Zufall, dass sich diese Zeitspanne nun wiederholt. Zugleich ist es Anlass zum Erinnern und Bilanzieren. Denn obwohl seit der Öffnung der Mauer und der Sicherungsanlagen an der grünen Grenze mehr als eine Generation aufgewachsen ist, ist die Geschichte dieser Grenze - ihrer politischen Ursachen, dramatischen Begleiterscheinungen, lang wirkenden Folgen - längst nicht vergangen und vergessen. Zum Glück, denn aus der Geschichte kann für die Zukunft nur lernen, wer sich erinnert und Fragen stellt.
Wir erinnern und stellen Fragen - an Menschen, die in direkter Nähe der Berliner Mauer lebten, die zum Symbol der deutsch-deutschen Teilung wurde. Wir besuchten sie in der einstigen Westberliner Exklave Steinstücken bei Potsdam und mitten in Berlin, in der Bernauer Straße, wo sich die Mauergedenkstätte befindet. Sie erzählen über ihr Leben mit der Mauer und nach deren Fall. Für sie war es jahrzehntelanger Alltag, was für die Besucher der Mauergedenkstätte irgendetwas zwischen politische Anschauungsunterricht und Touristenspektakel darstellt.
Ost und West leben noch immer »weitgehend in zwei Gesellschaften«, sagt der Politikwissenschaftler Klaus Schroeder. Man sollte in 10 315 Tagen noch einmal nachschauen. wh
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