Akademie ehrt Gomringer
An der Fassade der Repräsentanz der Berliner Akademie der Künste (AdK) am Pariser Platz soll künftig das Gedicht »schweigen« des bolivianisch-schweizerischen Dichters Eugen Gomringer zu sehen sein. Dies teilte AdK-Präsidentin Jeanine Meerapfel gestern in einer Pressemitteilung mit. Damit wolle man sowohl Gomringer ehren, als auch gegen die von der Alice-Salomon-Hochschule in Hellersdorf Ende Januar beschlossene Entfernung des Gedichts »Avenidas« von einer Uni-Fassade protestieren. Gomringer, der zu den Begründern der Konkreten Poesie zählt, hatte dieses Werk 2011 der Hochschule geschenkt; es ist derzeit noch an der Außenfassade des Uni-Gebäudes zu sehen.
Um das Gedicht ist ein Streit entbrannt. Mitglieder der Hochschule fühlten sich durch die Zeilen, die von einer Allee, Blumen, Frauen und einem Bewunderer handeln, an sexistische Gewalt gegen Frauen erinnert; außerdem stehe es, so der AStA der Uni, für eine »patriarchale Kunsttradition«, in der Frauen nur die Musen von männlichen Künstlern seien.
Die AdK sei mehr als besorgt über den von kunstfernen Begriffen geprägten Diskurs, der um das Gedicht ihres Mitglieds Eugen Gomringer entstanden sei, erklärte Meerapfel in einer Stellungnahme. »Das Wesen und die Freiheit der Kunst sind bedroht, wenn man sie zu instrumentalisieren versucht.« Die Kunstfreiheit müsse über eine unsachliche Debatte »jederzeit erhaben bleiben«.
Das Poem »schweigen« besteht aus der wiederholten zeilenartigen Anordnung des Wortes »schweigen« in einem Rechteck, wobei eine Stelle im Zentrum der Anordnung frei bleibt. nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.