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Zeit und Geld

Ines Wallrodt über den Tarifabschluss der IG Metall

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Geist von Hedonismus und Avantgarde umwehte in dieser Tarifrunde die mächtige, männliche IG Metall. Mit ihrer Forderung nach kürzeren Arbeitszeiten hat sie eine Nischendebatte groß gemacht. Dabei ging es in der gesellschaftlichen Diskussion um mehr als um das, was die Gewerkschaft in dieser Tarifrunde erreichen wollte - und die Debatte war noch weiter entfernt von dem, was die IG Metall nun erreicht hat. Diskutiert wurde nicht allein über Menschen mit Kindern oder pflegebedürftigen Eltern, auch nicht nur über zwei Jahre kürzer treten, sondern darüber, dass sich viele Menschen kürzere Arbeitszeiten wünschen, egal aus welchem Grund. Die gesellschaftlichen Werte haben sich gewandelt. Weniger Arbeiten ist wichtiger als Geld - dafür haben Menschen in den vergangenen Wochen eine Vielzahl an guten Argumenten gefunden und gesehen, dass sie mit ihrem Wunsch nicht allein sind - eine wichtige Voraussetzung für einen Wandel der Arbeitskultur. Lebensweltliche Änderungen hängen ja oft an vorhandenen oder fehlenden Vorbildern, wenn man an Männer und Elternzeit denkt.

Leben ist wichtiger als Arbeit. Zeit ist wichtiger als Geld. Dieses Signal bleibt von dieser Tarifrunde. Das ist gut, birgt aber auch die Gefahr, dass sich die Wahloption Geld oder Freizeit als neue Losung durchsetzt. Denn bislang kommt der selbstbewusste Anspruch der älteren Arbeitergeneration auf vollen Lohnausgleich sträflich zu kurz. Das spricht für eine wohltuende Einstellungsveränderung, aber auch für die Schwäche der Gewerkschaften.

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