Gesundheit wird Chefsache

Viele Laoten misstrauen hiesigen Krankenhäusern und lassen sich in Thailand behandeln

  • Alfred Michaelis, Vientiane
  • Lesedauer: 3 Min.

»Ich möchte, dass das Gesundheitsministerium untersucht, warum so viele Menschen in Gesundheitseinrichtungen der Nachbarländer fahren.« Bounnhang Vorachit, Präsident der Demokratischen Volksrepublik Laos und Generalsekretär der Laotischen Revolutionären Volkspartei, nimmt auf der Jahrestagung des laotischen Gesundheitswesens kein Blatt vor den Mund. Denn einen Teil der Erklärung liefert er gleich mit. Es sei weniger die fachliche Qualifikation, die Patienten vor allem die Krankenhäuser im benachbarten Thailand aufsuchen lassen. Es seien ethische Standards, die in laotischen Gesundheitseinrichtungen vernachlässigt würden.

Die Kritik kommt einer heftigen Klatsche gleich, denn das Gesundheitswesen des kleinen Landes ist gerade dabei, riesige Fortschritte zu machen. Dabei spielte die Tatsache, dass Laos die Millennium-Entwicklungsziele gerade auf dem Gesundheitssektor nicht erreichte, die Rolle eines Weckrufes. Noch immer liegen Säuglings- und Müttersterblichkeit deutlich über den Zielstellungen der Vereinten Nationen. Damit sich das schnell ändert, wurde beginnend in den ärmeren Landesteilen kostenlosen Schwangerenbetreuung eingeführt. Steckt das Sozialversicherungssystem insgesamt noch in den Kinderschuhen, so bietet es inzwischen fast flächendeckend einen preiswerten Zugang zu gesundheitlicher Betreuung. Nur noch 30 000 Kip (rund 3 Euro) sind vom Patienten für Untersuchung und Behandlung zuzuzahlen. Bei Behandlungen, die mehr als 500 Euro kosten, trägt der Patient 25 Prozent. Den Rest schießt der staatliche Gesundheitsfonds zu.

Auch die Infrastruktur verbessert sich zusehends. Vor allem dank ausländischer Hilfe entstehen neuen, moderne Krankenhäuser. Platzt das im Jahr 2000 mit japanischer Hilfe errichtete Setthathirath Hospital inzwischen aus allen Nähten, so fallen die neuen Krankenhausbauten allesamt weit großzügiger aus. Sei es das mit chinesischer Unterstützung komplett erneuerte Krankenhaus 103 oder das gleichfalls von China für 77,5 Millionen Euro neu zu bauende 600-Betten-Krankenhaus Mahosot. Doch neue Gebäude und moderne Medizintechnik werden die von Präsident Bounnhang beschriebenen Probleme im Umgang mit den Patienten nicht lösen. Weshalb Patienten, die es sich leisten können, weiterhin die Krankenhäuser westlich des Mekong vorziehen.

Das ist in den Augen der laotischen Führung auch deshalb ein Ärgernis, weil auf diese Weise immense Geldmengen den Mekong nach Thailand queren. Auf der anderen Seite dürfte die Behandlung im heimischen Laos dem Staatshaushalt kaum dringend benötigte Zusatzeinnahmen bescheren, sondern im Zusammenhang mit den staatlichen Stützungen eher zu höheren Ausgaben führen. Dass mit der Gesundheit dennoch ein Geschäft zu machen ist, haben private Investoren auch erkannt. Spielten Privatkrankenhäuser bislang in Laos eine eher untergeordnete Rolle, so will die BCH Group, Betreiber einer Kette von Privatkrankenhäusern in Thailand, in der laotischen Hauptstadt ein großes Hospital errichten und so vielleicht einige zahlungskräftige Patienten im Land halten. Wenn der Service stimmt.

Dass auf dem Gesundheitssektor landesweit dringend weitere Fortschritte erreicht werden müssen, ist der laotischen Führung klar. Das Nachhaltigkeitsziel Nummer drei der UNO sieht vor, ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters zu gewährleisten und ihr Wohlergehen zu fördern. Der Zeithorizont dafür ist bis 2030 ziemlich weit gesteckt. Doch Laos arbeitet hart daran, bis 2020 die Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder der Erde zu verlassen. Ein wichtiger Indikator dafür ist der Human Assets Index, der unter anderem auch die Kindersterblichkeit einschließt. Ausgerechnet der Punkt, der schon bei den Millenniumzielen offen blieb.

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