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  • Politik
  • Kritische Kommunikationswissenschaft

Kritisch miteinander reden

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Netzwerk Kritische Kommunikationswissenschaft versteht sich als Zusammenschluss, der offen ist für alle Wissenschaftler und Interessierte der Kommunikations- und Medienwissenschaft sowie der Nachbardisziplinen im deutschsprachigen Raum. Das sich selbstorganisierende Netzwerk geht auf die Initiative junger Wissenschaftler zurück, wird aber seit der Gründung auch von anerkannten Medienforschern wie Michael Meyen (medienblog.hypotheses.org) und Jörg Becker (profjoergbecker.de) unterstützt.

Die in einem Reader veröffentlichten Texte zur Kritik an den Kommunikationswissenschaften sind zum Teil frei verfügbar. Auf Anfrage kann man sie auch beim Netzwerk direkt erhalten. Die Gründungstagung Ende vergangenen Jahres stand unter dem Motto »Einheit in der Vielfalt«. Präsentiert wurden die beiden Filme »Fuck White Tears« und »Voicemail« von Annelie Boros und Felix Hultsch. »Fuck White Tears« beschäftigt sich mit den Spannungen, die entstanden, als sich die Filmemacherin Annelie Boros als »weiße, aus dem Westen stammende und mit guten Bildungschancen ausgestattete Regisseurin« mit den »marginalisierten Gruppen in Südafrika solidarisch zeigen« wollte. Der Film »Voicemail« nimmt sich der »Amoraliltät« des auf »Sensation zielenden journalistischen Systems« an. In diese Falle, so die These von Felix Hultsch, geraten Journalistinnen und Journalisten dann, wenn sie innerhalb dieses Systems erfolgreich sein wollen.

Während die Gründung des Netzwerks und ihre Tagung von den Mainstream-Medien weitgehend unberücksichtigt blieb, fand es Beachtung bei LabourNet Germany (labournet.de) und auf scharf-links.de. Darüber hinaus kündigte auch die Berliner Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (hmkw.de) den Kongress an. Nicht zuletzt, weil dessen Fachbereich »Journalismus und Kommunikation« dort vertreten war. Auch die Deutsche Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft (dgpuk.de) machte im Vorfeld Werbung. Die Tagung wurde aufgezeichnet und ist auf Youtube zu sehen. Auf der Webseite der Initiative findet sich zudem eine Auswertung der Konferenz.

Dass das Netzwerk Vorläufer hat, belegt das auf der Seite blexkom.halemverlag.de einsehbare »Biografische Lexikon der Kommunikationswissenschaft«. Dort wird Jörg Aufermann (Jahrgang 1940) als Vertreter der »kritischen Kommunikationswissenschaft in der Tradition von Theodor W. Adorno« aufgeführt. Adornos Theorie sei, so Aufermann, eine »Perspektive, die heute zu den theoriegeschichtlichen Verlierern in der deutschen Kommunikationswissenschaft« gehöre. In den 1960er Jahren machte Aufermann als Nachwuchswissenschaftler Furore mit seiner Dissertation, die Grundlage der Schriftenreihe »Kommunikation und Politik« wurde. In dieser formulierte er in Abgrenzung zum »empirisch-analytischen Mainstream« das Konzept des »materialistisch-kritischen Fachverständnisses«. Lena Tietgen

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