Essen nur noch für Deutsche

Die Tafel in Essen nimmt nur noch Kunden mit deutschem Pass auf

  • Maria Jordan
  • Lesedauer: 2 Min.

»Da Aufgrund der Flüchtlingszunahme in den letzten Jahren der Anteil ausländischer Mitbürger bei unseren Kunden auf 75 Prozent angestiegen ist, sehen wir uns gezwungen [...] zurzeit nur Kunden mit deutschem Personalausweis aufzunehmen.« Dieser Satz findet sich seit Anfang des Jahres auf der Website der Essener Tafel. Nur so könne man eine »vernünftige Integration« gewährleisten, steht da außerdem. Bei dem Verein, der Lebensmittel an Bedürftige verteilt, macht man sich offenbar Sorgen um »die deutsche Oma«. Die werde angeblich von dem großen Andrang nicht-deutscher Kunden aus den Ausgabestellen verdrängt, wie der Vorsitzende Jörg Sartor der Regionalzeitung »WAZ« erklärte.

Vor dem verstärkten Zuzug Geflüchteter 2015 habe der Anteil nicht-deutscher Tafelkunden bei 35 Prozent gelegen, so Sator. Seit aber viele der Geflüchteten aus Syrien einen anerkannten Flüchtlingsstatus bekamen und Sozialleistungen beziehen, erfüllen sie die Aufnahmekritierien für die Tafel, wodurch ihr Anteil deutlich gestiegen sei. Bei der Tafel kann nämlich jeder Kunde werden, der Hartz-IV, Wohngeld oder Grundsicherung im Alter erhält. Eigentlich. In Essen braucht man seit Mitte Januar auch einen deutschen Personalausweis, um Lebensmittelspenden zu bekommen.

Die Essener Tafel gibt 1800 Karten aus, über die Kunden Lebensmittel erhalten können. Diese Karten können von allen Familienmitgliedern genutzt werden. Laut der Rechnung des Vereinsvorsitzenden sei ein Anteil von 75 Prozent der 6000 Nutzer nicht-deutsch, »weil hinter einer Karte bei den ausländischen Familien oft viele Kinder stehen«, so Sartor. Durch den hohen Anteil nicht-deutscher Kunden habe man einen Rückzug deutscher Tafelkunden beobachten können.

Nachfragen hätten ergeben, dass sich besonders ältere Kundinnen von der Vielzahl junger, fremdsprachiger Männer abgeschreckt gefühlt hätten, erklärt Sartos der »WAZ«. Seiner Ansicht nach läge das auch am »mangelnden Respekt gegenüber Frauen«. »Wenn wir morgens die Tür aufgeschlossen haben, gab es Geschubse und Gedrängel ohne Rücksicht auf die Oma in der Schlange.« Schließlich habe man sich bei der Essener Tafel entschieden, nur noch Kunden mit deutschem Personalausweis aufzunehmen, »bis die Waage wieder ausgeglichen ist«.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.