Unmoralisches Politikerpaar
Personalie
Der Doppelrücktritt des Ehepaars Rania Antonopoulou und Dimitrios Papadimitriou dürfte zu den skurrileren Episoden der an Skandalen nicht armen Regierung Tsipras in Griechenland gehören: Die stellvertretende Arbeitsministerin Antonopoulou trat am Montagabend zurück, Wirtschaftsminister Papadimitriou folgte ihr am Dienstagmorgen. Dabei haben die beiden formal nichts falsch gemacht. 2015 erließ die Regierung Tsipras ein Gesetz, das Abgeordneten und Ministern einen Mietzuschuss in Aussicht stellt, damit sie in Athen eine Wohnung mieten können. Antonopoulou und Papadimitriou nahmen die jährlichen 12 000 Euro in Anspruch, insgesamt 23 000 Euro haben sie für eine Wohnung im vornehmen Athener Stadtteil Kolonaki vom griechischen Staat erhalten. Nur: Das Politikerpaar gehört zu den Menschen in Griechenland, die sicherlich keinen staatlichen Zuschuss für eine Wohnung brauchen.
Vor ihrer Politikkarriere waren die beiden Wirtschaftswissenschaftler an der profilierten New Yorker Bart Universität tätig, der 71-jährige Papadimitriou gar deren Vizepräsident und Kanzler. Die Post-Keynesianerin Antonopoulou beriet neben ihrer Professur auch das UN-Programm für Geschlechtergerechtigkeit und Ermächtigung von Frauen, das UN-Entwicklungsziele-Programm und die Internationale Arbeitsorganisation. Ihre Spezialisierung auf volkswirtschaftliche Geschlechterfragen und Arbeitslosigkeit war ein Grund für ihre Berufung in Tsipras’ Kabinett.
Auf mindestens zwei Millionen Euro wird das Vermögen des Ehepaares geschätzt, inklusive mehrerer Immobilien, was die Empörung über den Wohnzuschuss durch den griechischen Staat erklärt. Unmoralisch sei ihr Verhalten, warf die griechische Presse den beiden vor. Antonopoulou entschuldigte sich schriftlich. »Ich bin bereit, das Geld zurückzuzahlen«, schrieb die 57-jährige stellvertretende Ministerin. Für Tsipras zu wenig: Er sei sei »unzufrieden« mit ihrem Verhalten, ließ er verlauten. Kurz darauf folgte der erste Teil des Doppelrücktritts.
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