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  • Politik
  • Türkischer Angriff auf Syrien

Großdemonstration in Berlin für Afrin

Kurdische Verbände, Linkspartei, Gewerkschaften und Linksradikale protestierten gegen türkischen Angriffskrieg

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 3 Min.

In Berlin haben am Samstag Tausende Menschen gegen den türkischen Kriegseinsatz in der nordsyrischen Enklave Afrin demonstriert. Nach Veranstalterangaben beteiligten sich bis zu 20 000 Teilnehmer an den Protesten.

Aufgerufen hatten kurdische Verbände sowie deutsche Organisationen und Parteienvertreter. Zu den Unterstützern des Aufrufs »Gemeinsam gegen die türkischen Angriffe auf Afrin« zählten der kurdische Dachverband NAV-DEM, Vertreter von Linkspartei und Gewerkschaften sowie einzelne Politiker von Grünen und SPD. Auch zahlreiche Gruppen aus dem gesamten linken, marxistischen und linksradikalen Spektrum hatten bundesweit für die Demonstration mobilisiert.

Die Wut und Enttäuschung unter den Demonstranten war groß. »Die ganzen Regierungen wissen, was in Afrin passiert, aber niemand sagt ein Wort zur Türkei«, klagte die 29-jährige Evin Gök gegenüber »nd«. Nach eigenen Angaben stammt sie aus Nordsyrien. »Millionen Menschen leben in Rojava, das sind keine Terroristen. Im Gegenteil, sie kämpfen gegen die Terroristen.«

Auch der 54-jährige Silo Kaya berichtete davon, aus der Region nach Deutschland geflüchtet zu sein. »Wir können nicht mehr ruhig schlafen, jeden Tag gibt es türkische Bombenangriffe auf unsere Freunde und Familienmitglieder in Afrin«, sagte er dem »nd«. Die Türkei habe seiner Meinung nach kein Recht, diesen Krieg zu führen. »Das deutsche Schweigen macht uns sehr wütend.«

Während des Protestzuges vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor schwenkten die Teilnehmer zahlreiche Fahnen der syrisch-kurdischen Miliz YPG. Von einigen wurde ein selbstgebastelter Panzer aus Pappmaché gezogen. Er war mit einer türkischen Flagge und der Aufschrift »Hergestellt in Deutschland« versehen. Gegenüber des Auswärtigen Amtes ließen Demonstranten kurzzeitig ein Banner mit dem Konterfei des inhaftierten PKK-Gründers Abdullah Öcalan herab.

Die Spitze der Demonstration wurde von kurdischen Frauen angeführt. »In Afrin leisten Frauen Widerstand, in Afrin sterben Frauen. Wir in Europa stehen an ihrer Seite«, sagte die NAV-DEM-Sprecherin Melek Yula gegenüber »nd«.

Auf der Abschlusskundgebung traten verschiedene Musiker auf, Redebeiträge gab es unter anderem von medico international, der linksradikalen Organisation »Interventionistische Linke«, Jusos-Vertretern und dem ehemaligen Chef der nordsyrischen Kurdenpartei PYD, Salih Muslim. Der LINKE-Parteivize Tobias Pflüger erklärte: »Was uns besonders ärgert, ist, dass mit deutschen Waffen ein völkerrechtswidriger Krieg geführt wird«. Die Bundesregierung sei »bis heute nicht bereit, diesen klar zu verurteilen«. Polizisten nahmen bei der Kundgebung von mehreren Personen die Personalien wegen des Zeigens von Öcalan-Flaggen auf, die Demonstranten blieben jedoch besonnen und tanzten. Pflüger kritisierte die Rolle der Polizei: »Wir sagen ›Schluss mit der Repression‹, wir wollen ein Ende des PKK-Verbotes.«

Nach Angaben der Polizei wurden Einsatzkräfte aus der Demonstration heraus kurzzeitig angegriffen und vier Beamte dabei verletzt. Insgesamt sei die Veranstaltung aber weitgehend friedlich verlaufen.

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