Steht der Airport Hahn vor dem Aus?

Hauptkunde Ryanair lässt den Flughafen zunehmend links liegen und verlagert sein Geschäft nach Frankfurt am Main

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 3 Min.

Millionen Touristen kennen den Flughafen Frankfurt-Hahn als Startpunkt für Urlaubsflüge nach Destinationen in ganz Europa. Lange galt der über 100 Kilometer westlich der Bankenmetropole Frankfurt am Main gelegene Regionalflughafen in Rheinland-Pfalz als Beispiel einer gelungenen Konversion ehemaliger Militäreinrichtungen der Besatzungsmächte. Das seit 1991 SPD-regierte Rheinland-Pfalz feierte den Airport mit der etwas irreführenden Bezeichnung »Frankfurt-Hahn« als Flaggschiff für eine erfolgreiche Strukturpolitik in einer ländlichen Region. In der Euphorie der 1990er Jahre versprachen Politik und Airport-Manager einen Stellenboom mit weit über zehntausend neuen Jobs und wirtschaftlichen Aufschwung für die gesamte Region zwischen Nahe, Rhein und Mosel.

Doch die hohen Erwartungen wurden nie auch nur annähernd erfüllt. Nun hat eine Abwärtsspirale eingesetzt, die immer schwerer aufzuhalten ist. So setzt der irische Billigflieger Ryanair seit gut einem Jahr immer mehr auf den zentral und äußerst verkehrsgünstig gelegenen Frankfurter Rhein-Main-Flughafen und lässt »den Hahn« zunehmend links liegen. Die Dubliner Manager beklagen hier eine »schwache wirtschaftliche Leistung«. Mit dieser Begründung werden in den kommenden Wochen die Verbindungen nach Porto, Treviso/Venedig, Valencia, Zadar (Kroatien), Timisoara (Rumänien) und Plovdiv (Bulgarien) eingestellt. Die Zahl der hier stationierten Flugzeuge wurde von fünf auf vier reduziert. Während im Sommerflugplan 2017 noch 53 Ziele in allen Himmelsrichtungen angeflogen wurden, sind es künftig nur noch 40 europäische Destinationen.

Jahrelang ließ sich der irische Billigflieger als Hauptkunde mit niedrigen Gebühren und Zugeständnissen verwöhnen und verhinderte mit Erpressungsdruck auch äußerst bescheidene Gebührenerhöhungen. Weil die Betreibergesellschaft Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH (FFHG) über die Jahre nicht von den roten Zahlen herunterkam, verkaufte die auf weltweite Expansion bedachte teilprivatisierte Frankfurter Flughafenbetreibergesellschaft Fraport AG schon 2009 ihren 65-prozentigen Anteil für einen Euro an das Land Rheinland-Pfalz, das bis dahin wie Hessen auch 17,5 Prozent gehalten hatte. Doch bald hielt auch Rheinland-Pfalz für seinen 82,5 Prozent-Anteil an der FFHG Ausschau nach einem privaten Käufer, der auf wundersame Weise richten sollte, was dem Land nicht gelungen war. Nach jahrelangem Tauziehen und einigen Irrwegen übernahm der chinesische Konzern HNA Group die Anteile. Zum HNA-Konzern, der in den vergangenen Jahren weltweit auf Einkaufstour gegangen war, gehört auch die Fluggesellschaft Hainan Airlines.

Auch Hessen würde nach Angaben von Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) gerne dem Beispiel der Mainzer Landesregierung folgen und seine 17,5 Prozent FFHG-Anteile an HNA verscherbeln. Doch offenbar ist dies leichter gesagt als getan. So beklagte sich Schäfer dieser Tage, dass sein Ministerium derzeit keinen Kontakt zu HNA habe. Weil die Chinesen der Aufforderung nicht nachgekommen seien, zu einer Gesellschafterversammlung einzuladen, werde Hessen dies nun selbst tun. Sollte der Termin wegen Abwesenheit der Chinesen platzen, so werde man auf Einberufung einer Gesellschafterversammlung klagen, so Schäfer. Der HNA-Konzern hatte in den vergangenen Wochen wegen starker Verschuldung Aufmerksamkeit auf sich gezogen und Anteile an der Deutschen Bank verkauft. Die Chinesen wollen nun auch Anteile an der US-Hotelkette Park Hotels & Resorts veräußern. Ob der frühere Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Philipp Rösler (FDP) in seiner Funktion als HNA-Manager in New York und Zürich die Funkstille zwischen Hessens Finanzminister und der HNA-Zentrale beenden kann, entzieht sich unserer Kenntnis.

Zu den vielen Niedriglöhnern und prekär Beschäftigten rund um den Flughafen Hahn gehören auch über 90 Angestellte des großen privaten Security-Konzerns Kötter, der jahrelang für Personal- und Warenkontrollen zuständig war. Die Verträge laufen Ende März aus. Die FFHG war offenbar mit Kötter unzufrieden und will diese Aufgaben ab April per »Insourcing« in Eigenregie durchführen. Die um ihre Jobs bangende und in der Region verwurzelte Kötter-Belegschaft hofft nun auf eine Übernahme durch den Flughafenbetreiber.

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