Giftgas als Bündniskitt

Olaf Standke über Russland und den Riss durch die NATO

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 1 Min.

»Wir wollen keinen neuen Kalten Krieg, wir wollen keinen neuen Rüstungswettlauf«, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Freitag fast schon beschwörend im britischen Sender BBC mit Blick auf Russland. Aber genau der gegenteilige Eindruck drängte sich in dieser Woche auf. Der längst nicht wirklich geklärte Giftgasanschlag auf den ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter musste zumindest als Anlass für einen Krieg der Worte herhalten - und offensichtlich als gern genutzter Bündniskitt. So geschlossen wie in ihrer Solidarität mit dem Verbündeten Großbritannien sah man die Mitgliedstaaten des Nordatlantik-Paktes schon lange nicht mehr. Denn der jetzt vorgelegte NATO-Jahresbericht zeigt, dass nach wie vor ein Riss durch das größte Militärbündnis der Welt geht.

Die Militärausgaben der Führungsmacht USA steigen in der Ära Trump ohnehin exorbitant, doch nun haben auch die europäischen Bündnispartner nachgezogen. Soviel zum Thema: Wie wollen kein Wettrüsten. Aber diese Aufrüstung reicht Washington überhaupt nicht. Man werde sich nicht länger von Verbündeten ausnutzen lassen, tönt der Präsident. Laut den jüngsten Zahlen erreichen neben den USA nämlich nur Griechenland, Estland und Großbritannien das von ihm so vehement geforderte Zwei-Prozent-Ziel. Da kommt das Schreckgespenst des alten Erzfeindes Russland gerade recht.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!