- Kultur
- Wetter
Sammelwut auf dem Brocken
In der Wetterstation auf dem Berg gibt es Wetterfrösche so weit das Auge reicht
Sie sind aus Stoff, Plastik oder Ton. Andere wiederum sind aus Glas, Holz, Porzellan oder Metall. Viele sind winzig, manche riesig, einige dick, andere dünn. Eine Menge von ihnen haben Glupschaugen. Fast alle aber sind grün und sie sind kaum zu zählen: Auf keinem anderen Berg Deutschlands dürfte es so viele Wetterfrosch-Figuren geben wie auf dem Brocken im Harz nahe der Landesgrenze von Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.
»Wie viele es genau sind, weiß keiner«, sagt Marc Kinkeldey von der Wetterwarte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auf der höchsten Erhebung Norddeutschlands. »Auf jeden Fall sind es mehr als 1000. So weit habe ich neulich mal gezählt«, berichtet der stellvertretende Leiter der rund um die Uhr besetzten Wetterstation. Kinkeldey und seine Kollegen haben die Froschfiguren in den vergangenen Jahren zusammengetragen.
»Eigentlich muss man ja sagen, dass die Frösche zu uns gekommen sind«, sagt Kinkeldey. Denn die meisten Figuren wurden von Besuchern mit auf den Brocken gebracht, wo sie die Wetterfrösche den Wetterexperten geschenkt haben.
Wetterfrösche zu sammeln, sei beim Deutschen Wetterdienst ein weit verbreitetes Hobby, sagt Uwe Kirsche, der beim DWD in Offenbach die Öffentlichkeitsarbeit leitet. »Man trifft da und dort auf einzelne Exemplare bis hin zu kleinen Sammlungen.« Die private Kollektion auf dem Brocken sei aber wohl die größte unter allen Standorten des Deutschen Wetterdienstes.
»Die Kollegen haben Mitte der 1990er Jahre mit dem Sammeln begonnen«, sagt Marc Kinkeldey. »Mittlerweile ist die Sache ein Selbstläufer.« Ob einzelne Touristen, Reisegruppen oder Schulklassen: »Jeder bringt Frösche mit«, erzählt der Wettermesstechniker. Darunter sind auch einzigartige Exemplare wie etwa ein Frosch, der aus einem Pinienzapfen geschnitzt wurde. Ein anderer wurde auf eine Feder gemalt.
Inzwischen halten die Frösche nahezu alle Räume des fünfgeschossigen Wetterturms auf dem Plateau des 1141 Meter hohen Berges besetzt. Sie hocken dort in Regalen, sitzen auf Schränken, liegen auf Kommoden, drängen sich auf eigens an die Wände gedübelten Brettern. »Wenn es noch enger werden sollte, bringen wir einfach noch mehr Latten an«, sagt Kinkeldey. »Dann gibt es genug Platz.«
Was mit der Frösche-Sammlung geschieht, wenn die Wetterwarte auf dem Brocken in den kommenden Jahren - wie es derzeit geplant ist - durch eine neue vollautomatische Station ersetzt würde, ist noch unklar. »Sollte die Immobilie nach der Automatisierung vom DWD geräumt und dann von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben verwertet werden, müssten die Wetterfrösche wohl auf Wanderung gehen«, sagt DWD-Sprecher Kirsche.
Auf Unterschlupf im knapp 100 Kilometer Luftlinie entfernten Froschmuseum im nordhessischen Dohrenbach könnte die Frösche-Schar vom Brocken dabei wohl kaum hoffen. »Wir haben schon jetzt nicht mehr genügend Platz für unsere eigenen Frösche«, sagt die Leiterin Marion Zindel. Denn das Museum in Dohrenbach beherbergt inzwischen mehr als 10.000 Frosch-Figuren aller Art. dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.