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Rechte Konkurrenz für Wilders
Thierry Baudet ist in den Niederlanden ein politischer Senkrechtstarter und steht politisch weit rechts
Mit Ende 50 hat Alice Schippers etwas Neues in ihrem Leben gewagt: Sie ist einer Partei beigetreten. In einer Konzerthalle in Rotterdam wartet sie auf den Auftritt des Vorsitzenden – auf den Mann, der den Niederlanden gerade Gesprächsstoff gibt wie kein anderer. Irgendwann, so hofft Alice Schippers, werde die Partei die Wahlen gewinnen. »Und dann wird Thierry Ministerpräsident.« Thierry Baudet ist ein politischer Senkrechtstarter, er hat den bekannten Rechtspopulisten Geert Wilders in den Niederlanden in kurzer Zeit in den Schatten gestellt.
In Umfragen hat Baudets Partei, Forum für Demokratie, die Wilders-Partei bereits überholt. Die nächsten Parlamentswahlen finden zwar turnusgemäß erst in vier Jahren statt. Doch der selbstbewusste 35-Jährige hat schon große Pläne. In einem Interview mit dem »NRC Handelsblad« sagte er: »Ich denke, dass ich Ministerpräsident werden muss.« Den Rest Europas würde das vor Probleme stellen. Baudet will, dass seine Landsleute über einen Austritt aus der Europäischen Union abstimmen. »Es ist Zeit, mit der Währungsunion und den offenen Grenzen aufzuhören und die EU zu verlassen«, heißt es im Parteiprogramm. »Die EU ist zu groß geworden, sie besteht aus zu vielen Ländern«, meint auch Schippers.
Baudet will, dass nur noch Menschen in die Niederlande ziehen dürfen, die sich das Land selbst ausgesucht hat. In einem seiner Bücher behauptet er, Einwanderung und moderne Kunst würden die nationale Identität »verdünnen«. Das kommt zumindest bei einem Teil der Wähler an. Während Wilders als einziges Mitglied seiner Partei eine One-Man-Show betreibt, will Baudet sein Forum als breite Bürgerbewegung verstanden wissen - auch wenn er selbst im Mittelpunkt steht. Er versucht, sich gleichzeitig als Anwalt der »kleinen Leute« und als feingeistiger Intellektueller darzustellen.
»Jeder kann mitmachen«, verspricht Baudet
Baudets Partei trat bei den Kommunalwahlen in Rotterdam nicht an. Aber er unterstützte die lokale Partei Leefbaar Rotterdam, deren Mitglieder sich als Erben des 2002 ermordeten Rechten Pim Fortuyn verstehen. »Es ist Zeit, die korrupte und oligarchische Kultur in Den Haag zu durchbrechen«, ruft Baudet – die etablierten Parteien sind neben der EU sein größtes Feindbild. Ansonsten gibt er sich aber betont offen. »Jeder kann mitmachen«, verspricht er.
Diese Ansage passt nicht in das Bild, das die Partei häufig in der Öffentlichkeit abgibt. Wie die Journalismusplattform »De Correspondent« herausfand, traf sich Baudet im vergangenen Herbst mit einem Vertreter der rassistischen amerikanischen Alt-Right-Bewegung. Sie sei eine »größere Gefahr für die niederländischen Grundwerte« als die Partei von Wilders, urteilte die stellvertretende Ministerpräsidentin Kajsa Ollongren. Geschadet hat das Baudet nicht. Seine Partei liegt in einer Umfrage von Mitte März bei knapp über 10 Prozent – im zersplitterten Parteiensystem würde das bereits für den zweiten Platz reichen, wenn jetzt das Parlament gewählt würde.
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