Mitgewirkt am Palast der Republik
Manfred Prasser tot
Viele Gebäude in Berlin tragen noch heute seine Handschrift: Der Architekt Manfred Prasser ist tot. Er starb bereits am vergangenen Dienstag im Alter von 85 Jahren in einem Krankenhaus, wie sein Sohn am Samstagabend der Deutschen Presse-Agentur sagte. Prasser, der gelernte Zimmermann und studierte Bauingenieur aus Kuhschnappel bei Chemnitz, galt als einer der ideen- und einflussreichsten Architekten der DDR.
Er baute das Konzerthaus am Gendarmenmarkt im Schinkelschen Sinne mit um, rekonstruierte den Französischen Dom, kreierte den Friedrichstadtpalast als moderne Musicalbühne, entwarf Luxushotels. Sein Meisterwerk war jedoch der große Saal im Palast der Republik - sechseckig, mit verschiebbaren Wänden und ausgeklügelter Bühnentechnik.
Von 1973 bis 1976 erbaut, war der Palast ein riesiger Veranstaltungs- und Vergnügungstempel für die Ost-Berliner. Auch die Volkskammer hatte ihren Sitz im Palast der Republik. »Mit seinem Großen Saal im Palast der Republik hatte er eine einmalige architektonische Kostbarkeit - eine Symbiose aus Technik, Farben und Licht - geschaffen«, zitiert der »Tagesspiegel am Sonntag« einen Freund Prassers.
Vor dem 2006 begonnenen Abriss des Palastes schwärmte der leidenschaftliche und einfallsreiche Architekt von den technischen Finessen. »Es ist ein Haus, das Menschen gebaut haben und nicht Erich Honecker«, sagte er damals. »Ich bin stolz auf meine Arbeit.« 2015 kritisierte Prasser in einem Interview von »Zeit Online« den Abriss des asbestverseuchten Gebäudes als überflüssig. »Das war knallharter Kommunistenhass. Was die DDR gebaut hatte, musste weg. Wie bei Ulbricht - der ließ das Schloss abreißen, weil er den Kaiser hasste. Die Deutschen lassen ihren Hass immer an Steinen aus. Sie beseitigen nicht den Geist, sondern die Bauwerke, die Symbole«, erklärte Prasser vor drei Jahren.
Er habe nichts gegen den Wiederaufbau des Berliner Hohenzollern-Schlosses, für den der Palast auch weichen musste. Doch der Entwurf seines italienischen Kollegen Franco Stella fand keine Gnade vor seinen Augen. »Ich habe nichts gegen Architekten, die etwas Neues bauen wollen. Aber man kann keine Potemkin’sche Fassade errichten und dahinter ein Stahlbeton-Skelett. Ein solches Schloss ist gesellschaftspolitisch und historisch, Entschuldigung, Scheiße. Wenn historisch, dann richtig«, forderte der damals 82-Jährige.
Prasser war auch am Bau des Grand Hotels an der Friedrichstraße (heute Westin Grand Hotel) und am Dom-Hotel (heute Hilton Berlin) beteiligt. Für seine Projekte wurde er mehrfach ausgezeichnet, so auch mit dem Nationalpreis der DDR. Mit Blick auf die Hängepartie bei der Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER zitierte der »Tagesspiegel« Prasser mit den Worten: »Ich hätte das Ding längst fertig!« dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.