Wasser wieder in Rostocker Hand

Nach 25 Jahren beendet die Stadt an der Warnow den Vertrag mit einem privaten Versorger

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Klar wie tags zuvor wird am 1. Juli in Rostock aus Duschen, Badewannen- und Spültischarmaturen das Wasser sprudeln. Und doch ändert sich zu jenem Datum etwas für die Menschen, die in Bad und Küche die Hähne aufdrehen, denn: Künftig kümmert sich dann nicht mehr ein privatwirtschaftliches Unternehmen um die Wasserver- und Entsorgung, sondern wieder - wie vor einem Vierteljahrhundert, die öffentliche Hand - die Nordwasser GmbH. Das ist ein kommunaler Betrieb, gegründet vom Warnow-Wasser-und Abwasserverband (WWAV). Der wiederum wird von der Stadt Rostock und dem Wasserverband Rostock-Land getragen.

Einige der rund 36.000 Wasserkunden in der Hansestadt und 29 Umlandgemeinden haben es schon bekommen, weitere erhalten es noch: ein »Begrüßungsschreiben« des künftigen Dienstleisters, der darin »eine reibungslose Übernahme und Weiterführung des Betriebes der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgungsanlagen« zusichert. »Innovativen Lösungen« sollen in den nächsten Jahren »die Effizienz und den Kundenservice erhöhen«, verspricht die Nordwasser GmbH. Ein erster Schritt dazu sei die Einführung eines neuen Abrechnungssystems für die Kunden.

Inwieweit und wann die Kunden eine Senkung des Wassergeldes und der Abwassergebühren erwarten können, dazu schreibt das Unternehmen nichts. Denkbar ist eine solche Entwicklung durchaus, kann doch vom 1. Juli an die kommunale Ebene über die entsprechenden Tarife entscheiden. Die Stadt Rostock, so ist von Insidern zu hören, hoffe in punkto Wasser auf Mehreinnahmen von rund fünf Millionen Euro jährlich - die Trinkwasserpreise könnten womöglich um zehn Prozent sinken.

Zur Zeit der DDR war auch im Nordosten ein Volkseigener Betrieb für »Wasserversorgung und Abwasserbehandlung« verantwortlich. Er ging 1990 auf die Kommunen über, so auch in Rostock. Dort übertrug man die wasserwirtschaftlichen Aufgaben 1993 dem privaten Dienstleister »Eurawasser« und schloss dazu einen bis zum 30. Juni 2018 laufenden Vertrag. Schon 2014 hatten sich die Verantwortlichen in Rostock entschlossen, die Zusammenarbeit mit jenem Unternehmen nicht fortzuführen.

Diese Entscheidung rief den »Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft« (BDE) auf den Plan. Er vertritt Interessen solcher Firmen wie »Eurawasser« und versucht, der Rekommunalisierung in Rostock Steine in den Weg zu legen. Dazu erhob der BDE Beschwerde bei der EU-Kommission. Sie soll prüfen, ob die Beauftragung der Nordwasser GmbH mit den bislang von »Eurawasser« wahrgenommenen Aufgaben vergaberechtlich zulässig ist.

Ja, bekräftigte Nordwasser-Geschäftsführerin Michaela Link im Gespräch mit dem regionalen TV-Sender »MV 1«. Rechtsanwälte hätten dies festgestellt, auch seitens der Stadt Rostock und der zuständigen Ministerien von Bund und Land seien keine Bedenken vorgebracht worden.

So soll denn der Wechsel ohne Schwierigkeiten über die Bühne gehen - auch für die Belegschaft. »Kein Mitarbeiter muss sich Sorgen machen«, unterstreicht Michaela Link. Jeder werde »zu den gleichen Konditionen« übernommen.

Kritiker der vor 25 Jahren erfolgten Abgabe von Ver- und Entsorgung an »Eurawasser« zeigen sich bestätigt angesichts der Rekommunalisierung. So betont beispielsweise die Initiative »attac«: »Wasser ist keine Ware und gehört nicht in die Hand von Privaten!«

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