Vermächtnis mit Beulen

Ursula von der Leyen setzt neuen Traditionserlass der Bundeswehr in Kraft

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Über Jahrzehnte stellte niemand sie als Wert für die Bundeswehr in Frage: das angeblich tadellose Ehrverständnis und die militärische Meisterschaft der Wehrmacht. Noch heute pochen Militärs auf dieses Vermächtnis, bis heute tragen Kasernen die Namen von Generälen, die im Geiste ebendieser Tradition Tod und Verderben über die halbe Welt brachten. Doch das Traditionsverständnis hat Beulen erhalten. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen unterzeichnet an diesem Mittwoch in Hannover einen neuen Traditionserlass für die Bundeswehr. Die CDU-Politikerin begann sich in der vergangenen Legislatur daran zu stoßen, dass bekennende Neonazis sich desselben Vermächtnisses bedienen, sich auf dieselben angeblichen Heldentaten berufen. Als von der Leyen im Zuge des Skandals um den rechtslastigen Oberleutnant Franco A. schlussfolgerte, dass es für ein neues Traditionsverständnis der Bundeswehr an der Zeit wäre, schlug ihr der geballte Widerstand aus der Bundeswehr entgegen.

Doch die alte und neue Verteidigungsministerin setzte den neuen Traditionserlass durch. Die bisher gültigen »Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege in der Bundeswehr« stammten aus dem Jahr 1982. Erstmals ist nun festgelegt, dass zentraler Bezugspunkt der Tradition der Bundeswehr ihre eigene Geschichte seit 1955 ist. Damit wird die Bundeswehr zwar nicht zurück in die Stellungen einer reinen Verteidigungsarmee kommandiert. Und mit der gleichzeitigen Verdammung der NVA der DDR bleibt es bei verquerer Gleichsetzung tatsächlicher und angeblicher Diktaturen, auch wenn sich die Volksarmee nie auf die Traditionen der Wehrmacht berufen hat. Die erste Umbenennung einer Kaserne nach dem neuen Erlass setzt die Ministerin am Mittwoch in Hannover öffentlichkeitswirksam in Szene. uka Seite 2

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!