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Mit Piepsen gegen den Crash

Sachsen-Anhalt testet ein System, das bei nahenden Autos Tiere von den Straßen vertreibt

  • Lesedauer: 3 Min.

Magdeburg. Wenn Wildschwein oder Reh plötzlich auf der Straße stehen, lindert Bremsen oft nur noch den Aufprall, statt ihn zu verhindern. Sachsen-Anhalt will jetzt eine neue Methode testen, damit das Wild beim Herannahen von Autos gar nicht erst auf die Straße huscht. Die Idee: Fährt ein Fahrzeug durch einen Lichtsensor, gibt ein akustischer Wildwarner am Straßenrand für 15 Sekunden Pieptöne von sich, um die Tiere vom Überqueren der Straße abzuhalten.

Es sei der erste Test mit rein akustischen Wildwarnern in ganz Deutschland, teilte das Verkehrsministerium auf Anfrage mit. Erste Ergebnisse von Studien in Österreich seien jedoch vielversprechend. Versuche mit Reflektoren und optischen Verscheuchungsmöglichkeiten hätten sich zuletzt hingegen als kaum wirksam erwiesen.

Hintergrund für den dreijährigen Test ist der seit Jahren anhaltende Anstieg gemeldeter Wildunfälle in Sachsen-Anhalt. 2016 waren sie erstmals die häufigste Ursache im Land. Statistisch gesehen gab es rund 38 Wildunfälle pro Tag. Die fast 14 000 Fälle machten bereits einen Anteil von 18 Prozent am gesamten Unfallgeschehen aus. 2017 stieg die Zahl der Wildunfälle auf 14 331.

Noch in diesem Frühjahr soll an vier besonders betroffenen Strecken im Land die Technik für das Pilotprojekt aufgestellt werden, hieß es aus dem Ministerium von Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU). Dabei werden an zwei Strecken die Piep-Warner mit optischen Reflektoren kombiniert. Die anderen beiden Strecken bekommen nur die akustischen Warnmelder. Ab Herbst sollen alle 194 akustischen sowie 62 optischen Vorrichtungen einsatzbereit sein. Die Landesstraßenbaubehörde stelle die Systeme auf und finanziere sie auch.

Als Teststrecke wurden etwa knapp vier Kilometer der Landesstraße 8 zwischen Diesdorf in der Altmark und der Grenze zu Niedersachsen ausgewählt. Auch an der Bundesstraße 107 zwischen Neuermark und Lübars im Kreis Stendal, an der B184 bei Dessau und an der B245a zwischen Barneberg und Hohnsleben in der Börde wird die Technik installiert. »Um die Wirksamkeit der Wildwarner feststellen zu können, sollen die zum Einsatz kommenden Geräte und Reflektoren nur auf der halben Streckenlänge der jeweiligen Abschnitte aufgestellt werden«, beschrieb das Verkehrsministerium das Verfahren. So könne das Unfallgeschehen mit und ohne Warnsysteme ausgewertet werden.

An dem Projekt tüftelte eine Arbeitsgruppe von Verkehrs-, Innen- und Umweltministerium in Sachsen-Anhalt schon lange. Landesinnenminister Holger Stahlknecht (CDU) hatte den Test schon mehrfach bei Terminen zur Unfallstatistik angekündigt.

Der Automobilclub ADAC begrüßte den Pilotversuch. Es gebe mehr Wild, aber noch nicht genügend Maßnahmen gegen die Zusammenstöße, sagte Christiane Rettig vom Verband für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. »Es bleibt das Problem, wie kriege ich das Wild von der Straße und wie verhalten sich die Autofahrer - beides funktioniert noch nicht so gut.« Es sei richtig und wichtig, an Strecken mit viel Wildwechsel mit Duftzäunen, Wildwarnern oder Hinweisschildern zu arbeiten.

Aber: Flächendeckend seien solche Projekte, so Rettig, nicht möglich. Daher müssten auch die Autofahrer stärker für die Gefahren eines Wildunfalls sensibilisiert werden und das Thema ernst nehmen: »Wir wissen, dass mit Tempo 100 keinem Wild auszuweichen ist. Das geht höchstens mit Tempo 80, aber wer macht das schon?« dpa/nd

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