Bundeswehr bekommt geflügelte Pferde
US-Außenministerium gab grünes Licht - der »Euro-Hawk« wird jetzt für 2,5 Milliarden Dollar zum »Pegasus«
Die Bundeswehr will schon seit vielen Jahren hochfliegende Aufklärungsdrohnen zur sogenannten Signalaufklärung. Man hatte sich das US-Modell »Global-Hawk« ausgeguckt und wollte die Drohne, die dann »Euro-Hawk« genannt wurde, mit eigener Spionagesoftware ausstatten. Die Drohne sollte in 20 Kilometern Höhe fliegen und innerhalb von 24 Stunden elektronisch eine Fläche überwachen, die der Größe von Österreich und der Schweiz zusammen entsprechen würde.
Doch 2013 - man hatte bereits rund 600 Millionen Euro verschwendet - kam es zum Projektstopp. Die Drohne hätte nach deutschem Recht niemals eine Flugfreigabe erhalten. Es gab einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss, nur mit knapper Not behielt der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sein Amt.
Unter seiner Nachfolgerin und Parteikollegin Ursula von der Leyen blieb das Ministerium jedoch an dem Beschaffungsprojekt interessiert. Vor einem Jahr hat der nun scheidende Generalinspekteur Volker Wieker den Wunsch nach drei »Triton«-Drohnen bekundet. Der Typ stammt vom selben US-Hersteller Northrop Grumman und sieht der »Euro-Hawk« zum Verwechseln ähnlich.
Die Bundesregierung stellte eine entsprechende Anfrage in Washington. Dort war man gerade etwas sauer auf die Deutschen, weil die angeblich die US-Firma General Electric benachteiligt hatten, als es um die Beschaffung von bewaffnungsfähigen Drohnen ging. Die wurden inzwischen in Israel gekauft, wo sie auch stationiert und von der europäischen Rüstungsfirma Airbus Defence and Space betreut werden.
In der vergangenen Woche hat das US-Außenministerium sein Okay zur Lieferung von vier MQ-4C »Triton« samt Unterstützungs- und Trainingsgeräten gegeben. Der Wert des Geschäfts liegt bei 2,5 Milliarden US-Dollar. Gebaut werden die Roboter-Flieger hauptsächlich bei Northrop Grumman in Rancho Bernardo, Kalifornien. In Deutschland wird Airbus Defence and Space an der Fertigstellung mitwirken. Die letzte Entscheidung liegt nun beim US-Kongress. In der Bundeswehr sollen die Aufklärungsdrohnen unter dem Systemnamen »Pegasus« - das steht für PErsistent German Airborne SUrveillance System - eingesetzt werden.
Was unterscheidet nun »Pegasus« von der nicht zulassungsfähigen »Euro-Hawk« beziehungsweise dem Grundmuster »Global-Hawk«? Auf eine Anfrage der Linksfraktion hatte das Verteidigungsministerium bereits im Juni 2017 vage mitgeteilt: »Die Funktionalitäten Blitz-, Enteisungs-, Hagel- und Vogelschlagschutz waren im ›Global-Hawk‹ nicht vorhanden, werden aber, genauso wie die Verstärkung der Struktur, in der Plattform ›Triton‹ realisiert.« Auch sei die Software der »Triton« »nach Aussage der U.S. Navy« qualitativ verbessert. Zusätzliche technische Details sowie tiefergehende Informationen würden im Projektverlauf in Zusammenarbeit mit der U.S. Navy betrachtet.
Um Zulassungsproblemen, wie sie beim »Euro-Hawk« entstanden sind, aus dem Weg zu gehen, ist es durchaus denkbar, dass die »Pegasus«-Drohnen nicht von Deutschland aus operieren. In Jordanien verfügt die deutsche Luftwaffe gerade über eine perfekt ausgebaute Basis, von der derzeit bemannte »Tornado«-Aufklärer Richtung Irak und Syrien starten.
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