Neue Straßennamen für Afrikanisches Viertel in Berlin

Kulturausschuss des Bezirks Berlin-Mitte beschließt Umbenennung von drei Straßen nach einer Anti-Apartheid-Kämpferin und einer Herero-Nationalheldin

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Nach jahrelangen Protesten ist der Weg für Straßenumbennungen im sogenannten Afrikanischen Viertel in Berlin-Wedding frei. Der Kulturausschuss des zuständigen Bezirks Berlin-Mitte habe in seiner Sitzung am Mittwochabend empfohlen, die Lüderitzstraße, den Nachtigalplatz und die Petersallee umzubenennen, teilte das Bündnis Decolonize Berlin am Donnerstag mit. Künftig werden die Straßen nach der Anti-Apartheid-Kämpferin und Herero-Nationalheldin Anna Mungunda, dem Nama-Widerstandführer Cornelius Fredericks, der Familie Emily und Rudolf Duala Manga Bell aus Kamerun und nach der tansanischen Maji-Maji-Widerstandsbewegung gegen die deutschen Kolonialherren heißen. Die Petersallee bekommt dabei zwei neue Straßennamen.

In dem gemeinsamen Antrag von Grünen, LINKEN und SPD heißt es, das Afrikanische Viertel glorifiziere bislang immer noch den Kolonialismus und seine Verbrechen. Das beschädige auf Dauer das Ansehen Berlins. Der Antrag soll endgültig am 19. April in der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen werden. In dem Gremium haben die drei Parteien die Mehrheit.

Mit der Umbenennung werde der konkrete Bezug zur Geschichte der verschiedenen ehemals deutschen Kolonien weitgehend gewahrt, die Perspektive auf die Kolonialgeschichte jedoch umgekehrt, erklärte das Bündnis Decolonize Berlin, das seit Jahren für eine Änderung der umstrittenen Straßennamen kämpft. Die bisherigen Namensträger Adolf Lüderitz (1834-1886), Gustav Nachtigal (1834-1885) und Carl Peters (1856-1918) gelten als Vertreter und Wegbereiter des deutschen Kolonialismus mit zum Teil massiven rassistischen Einstellungen.

»Mit den neuen Namen werden im Afrikanischen Viertel nun nicht nur erstmals Menschen aus Afrika geehrt«, erklärte Bündnis-Sprecher Tahir Della. »Es werden die gewürdigt, die im Widerstand gegen die deutschen Kolonialherren ihr Leben ließen.« Die Berliner Umbenennungen könnten zudem vergleichbare Initiativen in anderen Städten anregen und als Modell dienen.

Die Umbenennung der Straßennamen hatte das Bezirksparlament bereits vor zwei Jahren beschlossen. Anfang 2017 waren schließlich 196 Vorschläge eingereicht worden, aus denen eine Jury sechs Namen auswählte. Einer der Vorschläge stieß auf heftige Kritik, weil sich die afrikanische Königin Nzinga von Ndongo und Matamba im 17. Jahrhundert am Sklavenhandel beteiligt haben soll. Die vier jetzt beschlossenen Namen gehen auf wissenschaftliche Empfehlungen zurück. epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -