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Die Reise geht nach oben
Nach einer herausragenden Siegesserie wollen Alba Berlins Basketballer endlich wieder um den Titel mitkämpfen
Akeem Vargas ist nicht wirklich der richtige Ansprechpartner, wenn man Hinweise auf ein neu gefundenes Selbstbewusstsein bei Alba Berlin sucht. Daran hat es dem 27-jährigen Basketballer schließlich noch nie gefehlt. »Ich spreche seit fünf Jahren vom Titel. Ich bin hergekommen, um Titel zu gewinnen. Zweimal sind wir schon Pokalsieger geworden, und auch dieses Jahr waren wir ganz nah dran«, sagt Vargas, der nun endlich auch mal eine andere Trophäe in den Händen halten will. »Ich hoffe, dass wir im Juni Meister werden«, spricht der Nationalspieler offen aus.
Auch wenn Vargas schon immer offensivere Ziele als die Klubspitze propagierte, ist der Unterschied zum Vorjahr im gesamten Team kaum überhörbar. Unter dem neuen Trainer Alejandro Reneses, genannt Aito, folgt auf Hauptrundenplatz sechs 2017 (und dem folgenden Playoff-Aus im Viertelfinale) diesmal mindestens Rang zwei. Auch Platz eins ist vor den abschließenden drei Partien gegen Frankfurt an diesem Freitag, Gießen (Sonntag) und Ulm (Dienstag) noch möglich, sollte der FC Bayern noch mal stolpern. Dass die Berliner eine Partie verlieren, scheint jedenfalls unwahrscheinlich, denn Alba hat 17 Ligapartien in Serie gewonnen. Und so redet plötzlich nicht nur Akeem Vargas von Titeln, auch Nationalspieler Joshiko Saibou und US-Center Dennis Clifford wollen offen Meister werden.
Zur Abwechslung stört sich die sportliche Führung mal nicht an solchen Gedankenspielen. »Ich respektiere die Meinung aller Spieler, auch wenn ich darauf achte, dass die Konzentration auf der Gegenwart und dem aktuellen Spiel bleibt«, betont Trainer Aito. Doch selbst er kann nicht verhehlen, wo die Reise hingehen soll, denn auf die Frage nach einem Wunschgegner in der ersten Playoff-Runde sagt der 71-Jährige: »Wenn du am Ende oben stehen willst, musst du jedes Team schlagen können.«
Außenstehende machen vor allem den Spanier für den Aufschwung verantwortlich. Für Vargas sind es eher die Spieler, die im Sommer nach Berlin gekommen waren und sich als Bereicherung entpuppt haben: »Wir hatten das letzte Mal vor vier Jahren eine Truppe beieinander, die menschlich so gut harmonierte. Es ist etwas Besonderes, dass man einen Spieler wie Luke Sikma unter Vertrag nehmen konnte. Unser Sportdirektor Himar Ojeda wird oft vergessen, aber er hat seinen Job sehr, sehr gut gemacht.«
Neben guten Neuverpflichtungen fällt auch auf, dass Alteingesessene wie Vargas, Niels Giffey und Peyton Siva selbst einen Sprung nach vorn gemacht haben. »Für die ganze Mannschaft spricht, dass wir in schwierigen Phasen einen kühlen Kopf bewahren. Die Körpersprache stimmt immer«, beobachtet Vargas, und sein Trainer fügt an: »Wir haben in den letzten Wochen für jedes Problem die richtige Lösung gefunden. Wer auch verletzt ausfiel, wir konnten das kompensieren.« Jetzt gelte es bei voller Mannschaftsstärke, die Leistungen zu wiederholen, so Aito.
Wenn an diesem Freitag die Frankfurt Skyliners zu Besuch kommen, ist das für Spielmacher Siva schon »ein guter Test für die Playoffs«. Theoretisch könnten beide Teams wenige Tage später zum Viertelfinalauftakt der Playoffs erneut aufeinandertreffen. Da will man ein Zeichen setzen. »Frankfurt ist das einzige Team, das wir in dieser Saison noch nicht schlagen konnten. Sie sind sehr gut, auch wenn sie das nicht konstant abrufen können«, warnte der Trainer. In der Tat war Frankfurt das letzte Team, das Alba in der BBL bezwang.
Trotzdem würde sich Akeem Vargas über die Skyliners als Playoff-Gegner freuen. »Frankfurt hat uns 2016 im Viertelfinale 3:0 geschlagen. Der Gedanke an die Revanche ist noch im Hinterkopf. Ihre Spielmacher haben sicherlich eine hohe Qualität, aber ihr Kader ist dünner als unserer. Da haben wir Vorteile. Außerdem könnte meine Familie einfacher zu einem Spiel vorbeikommen«, sagt der in Baden-Württemberg aufgewachsene Abwehrspezialist.
Sich zum Hauptrundenausklang zu schonen, ist jedenfalls keine Option, auch wenn Alba in der Tabelle nicht mehr abrutschen kann. »Frankfurt als Gegner passt ganz gut. Da schenkt man nicht so leicht was her. Ich will sowieso immer gewinnen«, sagt Peyton Siva. Vom ganz großen Sieg im Juni spricht der Spielmacher aus den USA dann aber noch nicht. »Ich will lieber auf dem Boden bleiben. In dieser Liga sind alle recht nahe beieinander. Ulm hatte letztes Jahr 27 Spiele in Serie gewonnen und zog dann nicht mal ins Finale ein. Wir müssen bescheiden bleiben.« Ein paar Zweifler gibt es also immer noch.
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