Nur der Sojus-Schriftzug hat noch eine Zukunft

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Helene-Weigel-Platz im Bezirk Marzahn-Hellersdorf hat schon deutlich bessere Zeiten gesehen. Am 29. Mai 1981 wurde dort, an der Allee der Kosmonauten, das damals modernste Kino der DDR-Hauptstadt eröffnet. Das Filmtheater »Sojus«, nach den Plänen von Wolf-Rüdiger Eisentraut und Dietrich Kabisch in Plattenbauweise erbaut, war nicht nur Kino, sondern auch Veranstaltungssaal - gern genutzt zum Beispiel für Manifestationen und vor allem Jugendweihefeiern. Der Namenszug erinnerte, wie auch der Straßenname, an die großen Erfolge der sowjetischen Raumfahrt. Dieser prägnante Namenszug mit dem roten Stern darüber wird bleiben.

Das »Kino Sojus«, im Oktober 1992 durch die westdeutsche Ufa übernommen, hielt der wachsenden Konkurrenz der großen Multiplexkinos und der Videotheken nicht stand. Obwohl um zwei Säle erweitert, konnte es im zweiten Anlauf nach 1999 auch als Billig-Kino nicht bestehen und musste 2007 endgültig schließen. Seither ist es zusehends verfallen - inzwischen ist es zum Schandfleck in einer ohnehin wenig einladenden Umgebung geworden. Alle Anträge, das Kino als kulturelle Einrichtung zu erhalten, scheiterten.

Längst hat der Bezirk mit einem Investor, der Regie Bauträgergesellschaft mbH, einen Vertrag über die künftige städtebauliche Entwicklung des Areals abgeschlossen. Danach wird das Kino, allen Protesten zum Trotz, abgerissen. Es weicht einem Neubau, einem dreigeschossigen Gebäude mit einem Supermarkt im Erdgeschoss und einem Pflegeheim mit seniorengerechten Wohnungen darüber. Geplant ist auch ein Parkhaus.

Ende April hat das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf auf Initiative von Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (LINKE) den Erhalt der insgesamt drei Reklameschriftzüge des Kinos gesichert. Sie wurden dem Deutschen Technikmuseum übereignet, das sie bereits demontieren und in die Restauratorenwerkstatt transportieren ließ.

Damit sei eine langjährige Forderung der LINKEN umgesetzt worden, teilte die Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf mit. Ab Herbst sollen zwei der Schriftzüge zunächst die Sonderausstellung »40 Jahre Deutsche im All« im Technikmuseum illustrieren, die an den Weltraumflug von Siegmund Jähn erinnert. Am Ende soll eine große »Kino Sojus«-Reklame den Neubau am Helene-Weigel-Platz zieren. Der Bauherr hat sich verpflichtet, zwischen Haus und Fußweg eine Stele zu errichten und dort den Schriftzug dauerhaft anzubringen. tm Foto: imago/Bernd Friedel

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -