Gezerre um den Rügener Silberschatz
Mecklenburg-Vorpommern: 1000 Jahre lag der Schmuck im Acker - nun gibt es Streit um den Ausstellungsort
Der mehr als 1000 Jahre alte Silberschatz von Schaprode stand am Montagabend auf der Agenda des Kreistags von Vorpommern-Rügen. Die CDU-Fraktion will, dass der überregional bedeutsame Fund nach der wissenschaftlichen Untersuchung und Konservierung in Vorpommern ausgestellt wird. Der Kreistag soll den Landrat beauftragen, die dafür notwendigen Schritte beim Landesamt für Kultur und Denkmalpflege einzuleiten.
Begründet wird der Antrag damit, dass Experten eine enge Verbindung des Schatzes zum Hiddenseer Goldschmuck und den Goldringen von Peenemünde sehen. Beide Fundorte liegen in Vorpommern. Das in Stralsund ausgestellte Schmuckensemble von Hiddensee soll zudem ebenso wie der Schatzfund von Schaprode im Zusammenhang mit dem legendären Dänenkönig Harald Blauzahn (910-987) stehen. Blauzahn - so berichten historische Quellen - soll im Jahr 986 nach einer verlorenen Schlacht gegen seinen Sohn Sven Gabelbart nach Pommern geflüchtet sein. Das Kultusministerium in Schwerin hält sich mit einer Aussage zum künftigen Ausstellungsort zurück und verwies auf das geplante Archäologische Landesmuseum. Dort könnten archäologische Schätze an zentraler Stelle möglichst vielen Menschen - Einheimischen und Touristen - gezeigt werden, wie ein Sprecher auf dpa-Anfrage sagte. »Bevor wir uns Gedanken über den künftigen Präsentationsort des Silberschatzes machen, warten wir die Ergebnisse der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Fundes ab.« Das Archäologische Landesmuseum soll nach den Plänen der Landesregierung in Rostock entstehen. Genaue Finanzierung und Zeitplan sind derzeit aber noch offen.
Der aus etwa 600 Münzen und Münzfragmenten sowie verschiedenen Schmuckstücken bestehende Silberschatz von Schaprode war im April in einem Acker auf der Insel Rügen geborgen worden. Er gehört dem Land Mecklenburg-Vorpommern. Weil er von herausragendem wissenschaftlichem Wert ist, fällt er unter das sogenannte Schatzregal des Landes.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende und Landratskandidat Andreas Kuhn (CDU) sagte: »Nach der archäologischen Bewertung und geschichtlichen Einordnung darf so ein Fund der Region nicht in Archiven verstauben.« So könnte der Schatz die Ausstellung im Stralsund Museum komplettieren.
Der Kreistag wäre nicht die erste Stimme, die sich für den Verbleib des Schatzes in Vorpommern ausspricht. Stralsunds Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) hatte sich vor rund zwei Wochen in einem Schreiben an Kultusministerin Birgit Hesse (SPD) gewandt und darin auch Unterstützung bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Fundes angeboten. »Der in Stralsund gezeigte Hiddeenseer Goldschmuck ist einer der weltweit wichtigsten Wikinger-Schätze«, sagte er. Von der Logik her gehöre der Schaproder Silberschatz zum Hiddenseer Goldschmuck.
Auch Vorpommern-Staatssekretär Patrick Dahlemann (SPD) plädierte für ein Museum in Vorpommern als künftigen Ausstellungsort. Mit dem Pommerschen Landesmuseum in Greifswald und dem Stralsund-Museum gebe es zwei Einrichtungen mit landesgeschichtlicher und regionaler Expertise. Unterstützung kam auch vom Direktor des Pommerschen Landesmuseums, Uwe Schröder.
Vorpommern hat mit der Lagerung bedeutender archäologischer Funde in Schwerin schlechte Erfahrungen gemacht. 2002 wurden in Stralsund bei Bauarbeiten drei Steinzeit-Einbäume entdeckt. Die etwa 7000 Jahre alten Boote an der südlichen Ostseeküste galten als archäologische Sensation, doch sie verrotteten wegen unsachgemäßer Lagerung in einer Schweriner Halle. Der Skandal wurde erst Jahre später bekannt. dpa/nd
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