Peng! Kollektiv und kolumbianische Aktivisten ausgezeichnet

Kolumbianische Organisation und Berliner Aktionskünstler mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Aachen. Der Aachener Friedenspreis geht in diesem Jahr an die kolumbianische Menschenrechts- und Entwicklungsorganisation »Concern Universal Colombia«. Nationaler Preisträger ist das »Peng! Kollektiv« aus Berlin. Das teilte die Friedenspreisinitiative am Dienstag in Aachen mit.

»Wir freuen uns natürlich über den Preis, auch darüber, dass wir den cooleren Preis gewonnen haben«, sagte Harry Hafenbeck vom »Peng! Kollektiv« aus Berlin dem »nd« in Anspielung auf die Verleihung des Karlspreises der Stadt Aachen an den französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Doch Peng glaube nicht an Preise, so der Sprecher der Berliner Aktionskünstler. Die Arbeit der Organisation sei nur möglich durch »Hilfe aus der Zivilgesellschaft, insbesondere durch die Initiative «Lause bleibt» und das Schauspiel Dortmund«. Über zukünftige Aktionen will das Kollektiv keine Auskünfte geben, man werde aber weiterhin »soziale Bewegungen unterstützen«.

»Concern Universal Colombia« erhält die Auszeichnung »für die praxisbezogene Sozialarbeit und das ganzheitliche Verständnis von Frieden. Das beinhalte mehr als die Abwesenheit von Krieg und Gewalt«, hieß es. Die von der walisischen Entwicklungshelferin Siobhan McGee und dem kolumbianischen Lehrer Jaime Bernal gegründete Organisation engagiert sich den Angaben zufolge unter anderem im Aufbau von Kleinstbetrieben, in der Kinderbetreuung und der Seniorenbildung. In der Stadt Amero arbeiteten sie zusammen mit angestammten Einwohnern und Geflüchteten sowie Ex-Guerilleros, nachdem es zu Konflikten zwischen diesen gekommen war.

Inzwischen arbeitet die Gruppe in der gesamten Region Tolima und mit indigenen Gruppen, beteiligt daran sind mittlerweile fast 100 Mitarbeiter. Auch am aktuellen Friedensprozess in Kolumbien waren die beiden Aktivisten beteiligt. Seit 1998 haben auch 18 Freiwillige aus Deutschland bei der Organisation gearbeitet, die mit Gruppen aus der Stadt und dem Bistum Aachen kooperiert.

Das Künstler- und Aktivistenkollektiv »Peng!« wird für seine »mutigen, kreativen und humorvollen Aktionen im Internet und in den Medien« geehrt. Die Friedensinitiative zeigt sich begeistert davon, wie das Kollektiv Veranstaltungen mit falschen Identitäten infiltriert habe und Fake-Kampagnen gestartet habe. Unter anderem entschuldigten sich die Aktionskünstler im Namen des Bundesarbeitsministeriums für die Hartz IV-Gesetze, verkündeten den Rückruf aller Heckler & Koch-Waffen in den USA oder verliehen den Friedenspreis der Waffenindustrie an einen Rüstungsmanager im Zuge einer angeblich von der CDU-Basis gestarteten Kampagne gegen den Export von Kleinwaffen.

Peng prangere so Ungerechtigkeiten an und entlarve politische Absurditäten. Durch die professionell gemachten Kampagnen seien die Aktionskünstler zum Gegenspieler der Werbeagenturen großer Konzerne geworden. Wenn sich hinter »hochglänzenden Fassaden dreckige Geschäfte verstecken«, würden die Aktivisten aus Berlin dies »geraderücken«, heißt es in der Begründung zur Preisvergabe. Mit dem Preis wolle man Menschen auffordern sich an den »bitterbösen Satireaktionen« des Kollektivs zu beteiligen, oder diese nachzuahmen.

Der Aachener Friedenspreis wird seit 1988 an Aktivisten und Gruppen verliehen, die sich für Frieden und Völkerverständigung einsetzen. Er wird von rund 50 kirchlichen, politischen, gewerkschaftlichen und gesellschaftlichen Gruppen sowie von etwa 350 Einzelpersonen getragen, die im Verein »Aachener Friedenspreis« zusammengeschlossen sind. Jeder kann Vorschläge einreichen, die Mitglieder des Vereins entscheiden dann über die Preisträger der mit 2.000 Euro dotierten Auszeichnung. Die Preisträger werden jedes Jahr zum 8. Mai in Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges verkündet und am Weltkriegstag am 1. September verliehen. mit epd

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