Werbung
  • Politik
  • Proteste gegen Rheinmetall

»Der Krieg beginnt hier«

In Berlin und Unterlüß gab es Blockaden und Aktionen gegen die Aktionärsversammlung des deutschen Waffenherstellers

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Sensenmann schreitet über die am Boden liegenden Körper, die Kapuze tief im Gesicht. Dutzende krümmen sich zwischen seinen Füßen, viele haben Blutflecken auf der Kleidung. Unter den Toten befinden sich mehrere Linkspartei-Abgeordnete. Immer wieder ertönen laute Sirenen, Schüsse, Explosionen.

Die Leichen vor dem Berliner Maritim-Hotel waren natürlich nicht echt. Die Botschaft, die von den Demonstranten am Dienstagvormittag an die hier tagenden Rheinmetall-Aktionäre ausging, war dennoch klar: An den Händen der Manager und Großaktionäre des Rüstungskonzerns klebt Blut. Der türkische Angriffskrieg im nordsyrischen Afrin und der saudi-arabische Kriegseinsatz in Jemen waren zwei häufig genannte aktuelle Beispiele für die tödliche Verwendung der deutschen Rüstungsgüter. Aufgerufen hatten zu dem Protest die Berliner Initiative »Legt den Leo an die Kette« und die »Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel.«

Auf der Kundgebung bekräftigte Anabel Schnura von der ethecon-Stiftung: »Rheinmetall ist der größte Rüstungskonzern in Deutschland, der Krieg beginnt hier.« Es sei »blanker Zynismus«, dass die Aktionärsversammlung ausgerechnet am Tag der Befreiung stattfinde. Die ethecon-Stiftung übergab symbolisch den Schmähpreis »Black Planet Award« an die Konzernleitung.

Auf der Hauptversammlung selbst berichtete die Menschenrechtsaktivistin Bonyan Gamal aus Jemen von sechs Zivilisten, die jüngst im Land umgekommen waren. Funde vor Ort würden auf eine Bombe hinweisen, die von der italienischen Rheinmetall-Tochter RWM Italia stamme. Auf der Kundgebung erklärte der kritische Aktionär Mauro Meggiolaro vom italienischen Netzwerk für Abrüstung: »Rheinmetall benutzt seine italienische Fabrik, um Waffenexportbestimmungen Deutschlands zu umgehen.«

Einige Aktivisten versuchten, am Eingang des Hotels Fahnen der syrisch-kurdischen YPG-Miliz und ein Transparent mit der Aufschrift »Rheinmetall verschrotten« zu zeigen, die Polizei setzte sie jedoch zügig fest - laut Augenzeugen »brutal«. Aus einem Fenster der gegenüber dem Maritim-Hotel liegenden Gedenkstätte Deutscher Widerstand wurde ein Transparent gezeigt: »Wir klagen Rheinmetall und die Deutsche Bundesregierung an: Beihilfe zum Mord an Tausenden Menschen.«

Auch in der niedersächsischen Kleinstadt Unterlüß gab es am Dienstag Protest gegen eine lokale Waffenfabrik von Rheinmetall. Die Gruppe Sigmar (Solidarische Interventionen gegen menschenrechtswidrige Angriffskriege und Rüstungsexport) hatte früh am Morgen den Zufahrtsweg der Firma mit einem Metallgerüst blockiert. »Solidarität mit Afrin« und »Rüstungsexporte stoppen« war auf befestigten Transparenten zu lesen. Die Gruppe Sigmar kritisierte in einem Statement auch den Umgang des Unternehmens mit seiner Geschichte im Nationalsozialismus: »Das ist keine Erinnerungskultur, das ist billiger Landserkitsch.« Nach sechs Stunden räumte die Polizei, die meisten Aktivisten konnten nach eigener Aussage ohne Angabe der Personalien den Ort verlassen.

Bereits am Montagabend hatten rund 300 Demonstranten in Berlin gegen Rheinmetall protestiert. Veranstalter war die Interventionistische Linke. Ein Sprecher des kurdischen Dachverbandes Nav-Dem erklärte: »Wir werden nicht dulden, dass sich deutsche Rüstungskonzerne wie Rheinmetall am Aufbau einer faschistischen Diktatur in der Türkei beteiligen.«

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -