• Politik
  • Drogenpolitik in Georgien

Tausende in Tiflis demonstrieren gegen Polizeirazzien in Diskotheken

Junge Georgier belagern das Parlament / Sie wollen politischen Wandel im Land

  • Lesedauer: 2 Min.

Tiflis. In Georgiens Hauptstadt Tiflis haben am Samstag tausende Menschen gegen Polizeirazzien in Diskotheken im Zuge des Kampfes gegen den Drogenhandel demonstriert. Die Demonstranten versammelten sich vor dem georgischen Parlament. Sie tanzten zu elektronischer Musik und zündeten bunte Rauchfackeln an.

Dabei forderten sie auch den Rücktritt von Ministerpräsident Giorgi Kvirikashvili und den von Innenminister Giorgi Gakharia. »Wir tanzen zusammen, wir kämpfen zusammen« oder einfach »Lass mich tanzen« stand auf Schildern der Party-Demonstranten, die auch am Sonntag weitergingen. »Dieses Land gehört uns« riefen die überwiegend jungen Leute vor dem Parlament und hielten ihre Hände hoch. Auch am Sonntag gingen die Proteste weiter.

Am Sonntagnachmittag formierte sich auch ein Gegenprotest. Begleitet von Polizei zogen rund 100 Rechte zum Parlament. Laut Beobachtern riefen sie dabei »Es lebe die Nation, Tod ihren Feinden«, zündeten Kerzen an und beteten zusammen. Die Polizei trennte beide Gruppen. Einer der rechten Gegendemonstranten erzählte einem lokalen Journalisten er sei »bereit zu kämpfen«. In Berlin hingegen solidarisierten sich Dutzende Menschen in einem Solidaritäts-Rave mit dem Techno-Protest.

In der Nacht zum Samstag hatte die georgische Polizei mit Spezialeinheiten die Clubs Bassiani und Cafe Gallery in Tiflis durchsucht. Acht mutmaßliche Drogenhändler wurden dabei festgenommen, wie der Leiter der Abteilung für Kriminalpolizei im Innenministerium, Mamuka Chelidse, bei einer Pressekonferenz sagte. Einige Disko-Besucher beklagten einen unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt durch die Polizei. Der Fund von Drogen sei von den Fahndern inszeniert worden. Etwa 20 Disko-Besucher wurden vorübergehend festgenommen.

Menschenrechtsaktivisten kritisieren, die georgische Regierung setze ihren Kampf gegen Drogen mit harter Hand durch. Das Verfassungsgericht der Kaukasusrepublik hatte vergangenes Jahr empfohlen, den Konsum von Marihuana straffrei zu stellen. In einem Guardian-Artikel über die Entwicklung der Club-Kultur in Osteuropa war der Bassiani-Club als »Berghain-ähnlichster Club außerhalb von Berlin« gelobt worden. In dem Club in den Katakomben eines ehemaligen Fußballstadions aus Sowjet-Zeiten wird ein unbenutztes Schwimmbecken als Haupttanzfläche genutzt. AFP/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.