• Berlin
  • Proteste gegen die Rechtsaußenpartei

Auf zwei Rädern gegen die AfD

Antifaschisten demonstrierten in Pankow sportlich gegen Rechtspopulisten

  • Philip Blees
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Berliner Randbezirke eignen sich bei schönem Wetter besonders gut für eine Radtour. So waren auch vergangenen Samstag wieder viele Familien und Freizeit-Aktive bei sonnigen 25 Grad auf den Radwegen unterwegs. Im Nordosten der Stadt mischten sich rund 200 Aktivisten mit Fahrrädern unter die Ausflügler. Unter dem Motto »Kein Raum der AfD« wollten die Antifaschisten gegen das Bürgerbüro der Partei in Blankenburg demonstrieren.

Anlass für die Radtour gibt der geplante Großaufmarsch der AfD Ende Mai in Mitte. Dann wollen die Rechtpopulisten nach eigenen Angaben bis zu 10.000 Menschen auf die Straße bringen und unter dem Motto »Zukunft Deutschland« durch das Regierungsviertel ziehen. Im Vorfeld will die Kampagne »Kein Raum der AfD« in die Bezirke gehen, in denen die Rechtspopulisten bisher mit am besten Fuß gefasst haben: Von der Schönhauser Alle radelte man am Samstag also in den Nordosten nach Blankenburg.

In Pankow könnte die AfD mit bis zu 30 Prozent bei der Bundestagswahl in manchen Wahlbezirken schon stärkste Kraft werden. Die Partei schafft es, sich in das alltägliche Leben einzubinden - so auch beispielsweise mit ihrem Bürgerbüro direkt in Blankenburg. Und das zeigt sich auch im Stadtbild: An der Ortseinfahrt hängt ein meterlanges Transparent der AfD mit der Aufschrift »Wir sind die Guten!«.

Deswegen gilt es laut der Kampagne, genau hier zu protestieren. »Wir legen einen Fokus auf die Räume«, sagt Kampagnensprecher Martin Sonnenburg. So könne man der Partei die Infrastruktur entziehen. Doch das hieße auch, dass noch viel zu tun sei: »Die AfD ist in Berlin riesig.«

In allen möglichen Teilen der Stadt gebe es Strukturen. Doch erste Erfolge könne man schon vermelden. Treffpunkte - vor allem Gaststätten - konnten der AfD genommen werden. Bei anderen, wie beispielsweise dem Ratskeller in Charlottenburg, müsse man noch »Druck machen«, so Sonnenberg.

In Blankenburg ist man jedoch nicht so guter Dinge: »Da kriegen wir die nicht raus«, sagt er, während nur knapp hundert Meter entfernt AfD-Anhänger beginnen, vor ihrem Büro laut Schlager zu hören. Die Abschlusskundgebung der politischen Radtour, die auch an anderen rechten und rechtsradikalen Treffpunkten in Pankow vorbei führte, sollte den Protest sichtbar machen. Die Aktion hatte zum Ziel, Anwohnern antifaschistische Kultur in Aktion zu zeigen. Zusätzlich zu den Redebeiträgen traten verschiedene Musiker und Künstler auf. Das war sicherlich »eine der größten Demos der letzten Jahre« in dem Kiez, frohlockt Kampagnensprecher Sonnenburg.

Entsprechend hatten auch einige Anwohner im Vorfeld Befürchtungen gehabt, dass es im Bezirk zu Gewalt kommen könnte, wenn die Antifaschisten durch ihren Kiez radeln. Zu Ausschreitungen kam es aber nicht. Es blieb bei gegenseitigen Pöbeleien zwischen Linken mit Fahrrädern und angetrunkenen Rechten, die auf den Tischen vor ihrem Büro tanzten.

Trotzdem war es spürbar, dass sich Teile der Bürgerschaft hinter die AfD stellten. »Hier passiert ja kaum was«, sagt Sonnenburg. Einige Anwohner hätten einfach nur keine Lust auf eine Konfrontation und sehen die AfD als einzige Kraft, die etwas für sie tut. So auch im Bürgerprotest um den geplanten Wohnungsbau im Blankenburger Süden. Stadtsenatorin Katrin Lompscher (LINKE) möchte hier bis zu 10.000 neue Wohnungen entstehen lassen. Dagegen regt sich Widerstand bei den Anwohnern - und die AfD inszeniert sich als deren Stimme. »Wir finden es untragbar, wie die AfD in Blankenburg versucht, den Protest gegen die Bebauungspläne zu instrumentalisieren«, so Kampagnensprecher Sonnenburg. Denn: »Die AfD ist eine antisoziale und anti-ökologische Partei.«

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