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Südosteuropa drängt zum Euro
Rumänien, Bulgarien und Kroatien kommen bald in die Währungsunion
Ausgerechnet die drei jüngsten EU-Mitglieder zeigen den größten Eifer, sich stärker in den Europäischen Binnenmarkt zu integrieren. Die Übernahme der Gemeinschaftswährung wäre für Kroatien »ein Segen«, begründete Premier Andrej Plenkovic in der vergangenen Woche die Verabschiedung einer Strategie, die die Einführung des Euro innerhalb der nächsten fünf bis sieben Jahre vorsieht. Bulgarien und Rumänien könnten dem Adriastaat beim Wechsel zur EU-Währung gar noch zuvorkommen. Während mit neuen EU-Mitgliedern auf absehbare Zeit kaum zu rechnen ist, steht die Eurozone vor einer Ausweitung.
19 Staaten zählt bislang die Eurozone - als letzter trat 2015 Litauen bei. Zwar hatte die EU-Kommission im letzten Jahr hoffnungsfroh 2025 als Zieldatum genannt, an dem alle EU-Partner den Euro eingeführt haben sollten. Doch bei den meisten EU-Staaten außerhalb der Eurozone ist die Begeisterung für die eigentlich verpflichtende Euro-Übernahme eher gehemmt.
Dänemark und das ohnehin aus der EU ausscheidende Großbritannien hatten sich schon früh das Sonderrecht zugesichert, auf die Euro-Einführung verzichten zu können. Auch Schweden, wo 2003 ähnlich wie in Dänemark eine Mehrheit gegen den Beitritt zur Eurozone stimmte, hat sich eine von der EU-Kommission tolerierte Auszeit von der Euro-Einführung genommen. Nach ihrem EU-Beitritt 2004 hatten zwar Polen, Tschechien und Ungarn eine baldige Übernahme der Gemeinschaftswährung angekündigt. Doch spätestens seit der Finanzkrise und der Problemsituation in Griechenland scheint das ohnehin auf nationale Eigenständigkeit pochende Visegrad-Trio vorläufig alle Euro-Pläne auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben zu haben.
Ganz anders die EU-Mitglieder im Südosten. Bulgarien könnte 2021 der 20. EU-Staat werden, der den Euro einführt. Mit einer Staatsschuld von lediglich 25,4 Prozent und einem Haushaltsdefizit von nur 0,9 Prozent unterschreitet der Balkanstaat im Gegensatz zu den meisten Eurozonenmitgliedern die einst in Maastricht festgelegten Harmonisierungskriterien einer Verschuldungsquote von maximal 60 Prozent und eines Defizits von drei Prozent problemlos. Auch Rumänien, das den Euro für 2022 anvisiert, erfüllt die Konvergenzkriterien mit einer Staatsschuld von 35 Prozent und einem Defizit von 2,9 Prozent. Kroatien weist hingegen trotz eines leichten Haushaltsüberschusses von 0,8 Prozent eine Verschuldungsrate von 78 Prozent auf, die über der Maastricht-Grenze liegt.
»Bulgarien wird das nächste Eurozonenmitglied, kein Zweifel«, verkündete EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici Ende April in Sofia: »Aber wir dürfen nichts überstürzen.« Tatsächlich sind es trotz der weitgehenden Erfüllung der formalen Kriterien nicht nur die Krisenerfahrungen mit Griechenland, Spanien und Portugal, die zu Skepsis gegenüber der baldigen Euro-Ausweitung führen.
Das Wohlstandsgefälle der drei neuesten EU-Mitgliedstaaten zu den reicheren Länder der Union ist noch immer immens. Das Bruttoinlandprodukt Bulgariens betrug 2016 gerade mal 49 Prozent des EU-Mittels. Auch Rumänien (58 Prozent) und Kroatien (60 Prozent) liegen unter dem Lebensstandard der anderen EU-Partner: Weder bei Löhnen und Renten noch bei den rechtsstaatlichen Verhältnissen lägen die drei Länder derzeit mit dem Euroraum gleichauf. Wirtschaftskommissar Moscovici plädiert darum nicht nur bei Bulgarien für eine »sorgfältige« Vorbereitung auf die Eurozone: »Dem Euro beizutreten, muss eine Bereicherung sein, kein Schock.«
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