»Die Kundin« zieht wieder in die Schlacht
Marlies Krämer klagt nun vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, weil sie in Sprache und Schrift als Frau erkennbar sein möchte
Karlsruhe. Der Kampf der Sparkassenkundin Marlies Krämer um eine weibliche Ansprache geht in die nächste Runde: Wie die Kämpferin für Frauenrechte aus dem saarländischen Sulzbach am Mittwoch in Karlsruhe sagte, hat sie beim Bundesverfassungsgericht Beschwerde eingereicht. »Es ist mein verfassungsmäßig legitimes Recht, dass ich als Frau in Sprache und Schrift erkennbar bin«, begründete sie die Beschwerde.
Die 80-Jährige will nicht hinnehmen, dass sie von ihrer Sparkasse in Formularen als »Kunde«, »Kontoinhaber« oder »Sparer« angesprochen wird. Der Bundesgerichtshof hat ihre dagegen gerichtete Klage in letzter Instanz abgewiesen: Einen Anspruch auf weibliche Formen gebe es nicht. Die männliche Formularsprache verstoße nicht gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz und auch nicht gegen Artikel 3 des Grundgesetzes, nach dem Mann und Frau gleichberechtigt sind. Die männliche Form könne »geschlechtsblind« verwendet werden; eine Geringschätzung des anderen Geschlechts komme damit nicht zum Ausdruck.
Aus Sicht der Anwältin von Marlies Krämer werden mit der männlichen Ansprache der Gleichheitsgrundsatz und das allgemeine Persönlichkeitsrecht verletzt. Sie sieht sich nicht zuletzt durch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Dritten Geschlecht bestärkt, wonach neben »männlich« und »weiblich« im Geburtenregister ein dritter Geschlechtseintrag möglich sein muss. Damit sei der hohe Rang der Bezeichnung des eigenen Geschlechts betont worden. Durch die männliche Form würden Frauen benachteiligt. Die Sparkasse hätte die Formulare längst geschlechtsneutral umformulieren müssen.
Klägerin Marlies Krämer ist »bekennende Feministin«. Sie hat schon andere Schlachten für sich entschieden. So verzichtete sie in den 90er Jahren so lange auf einen Pass, bis sie als »Inhaberin« unterschreiben konnte. Später sammelte sie erfolgreich Unterschriften für weibliche Wetter-Hochs - davor wurden Frauennamen nur für Tiefs verwendet. dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.