Massaker an Hindus in Myanmar

Amnesty International beschuldigt Rohingya-Rebellen

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 2 Min.

Während die Regierung und Teile der Öffentlichkeit in Myanmar vergangene Berichte der Menschenrechtler von Amnesty International zu Verbrechen an und Vertreibungen der muslimischen Minderheit der Rohingya stets brüsk zurückwiesen, dürften sie sich vom jüngsten Bericht bestätigt fühlen. In diesem wirft Amnesty der Rebellengruppe Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA) vor, Massaker an hinduistischen Zivilisten verübt zu haben. Laut Bericht haben Kämpfer von ARSA zusammen mit Rohingya-Dorfbewohnern am 25. August vergangenen Jahres 53 Hindus in Kha Maung Seik, einem Dorf in Myanmars Bundesstaat Rakhine, ermordet, darunter 23 Kinder. Am selben Tag seien 46 hinduistischen Bewohner eines Nachbardorfs verschwunden und mutmaßlich ebenfalls von ARSA-Kämpfern getötet worden.

Myanmars Armee reagierte mit einer brutalen Räumungsaktion in Rohingya-Dörfern auf Angriffe von ARSA auf rund 30 Posten der Sicherheitskräfte in Rakhine, die am selben Tag stattfanden. Der Amnesty-Bericht spricht diesbezüglich von einer »gesetzeswidrigen und völlig unverhältnismäßigen Kampagne der Gewalt, gekennzeichnet durch Töten, Vergewaltigung und andere sexuelle Gewalt, Folter, das Abbrennen von Dörfern, eine Taktik von erzwungenem Hungertod und andere Menschenrechtsverletzungen und völkerrechtliche Verbrechen«.

Rund 700 000 Rohingya sind seit Ende August aus Rakhine in das Nachbarland Bangladesch geflohen, wo sie in Camps festsitzen. Eine Rückführung der Geflüchteten verzögert sich bisher. Die Vereinten Nationen und Menschenrechtsorganisationen werfen dem Militär und der Regierung des buddhistisch geprägten Myanmar ethnische Säuberungen gegen die muslimische Minderheit vor.

Amnestys Krisenbewältigungschefin Tirana Hassan erklärte in einer Mitteilung, es sei ebenso wichtig, dass für die Gräueltaten der ARSA Rechenschaft abgelegt werde, wie für die Verbrechen der Armee. Die Menschenrechtsorganisation forderte erneut die Regierung in Myanmar auf, Zugang zur betroffenen Region zu bewilligen. Der Bericht geht vor allem auf die Befragung von Überlebenden zurück.

Amnesty wirft somit etwas Licht auf eines der blutigeren Kapitel in der jüngeren Geschichte Myanmars. Jedoch bleiben viele Fragen weiterhin offen und die Organisation betont, dass es weitere unabhängige Untersuchungen vor Ort bedarf. Ungeklärt ist, ob das Massaker auf Befehl der Führung von ARSA geschah. Über die Gruppe ist wenig bekannt, Informationen über die Machtstruktur, Befehlskette, Fraktionen oder langfristigen Ziele fehlen.

In Myanmar wird internationalen Beobachtern vorgeworfen, im Konflikt um die Vertreibungen des vergangenen Jahres die terroristischen Aktivitäten ARSA’s nicht zu beachten. Internationale Beobachter werfen wiederum der Regierung des Landes vor, die Bedrohung durch die Gruppe zu übertreiben.

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